Conducta - Wir werden sein wie Che

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Realismus, sachlich schön

Filme aus Kuba sind einfach schön! Zumindest für meinen Geschmack. Sie erzählen meist gleichzeitig erschütternde Geschichten und von Menschlichkeit: Von Orten, an denen Menschen auch in einem widrigen Umfeld Menschen sind, an denen sie ums Überleben oder ihre Würde kämpfen, obwohl eigentlich alles hoffnungslos ist. Ist es das Menschliche, was Filme wie Melaza 2014 oder nun Conducta — Wir werden sein wie Che von Ernesto Daranas so schön macht? Oder ist es die Erzählweise? Beides zusammen vermutlich.
Carmela (Alina Rodríguez) ist seit Jahrzehnten Lehrerin in Havanna: Sie hat schon die jetzige Schuldirektorin (Silvia Águila), den Verwalter der Sonderschule (Tomás Cao) ebenso wie Chalas Mutter (Yuliet Cruz) unterrichtet. Jetzt sitzt der elfjährige Chala (Armando Valdés Freire) in den Schulbänken vor ihr und gibt der alternden Lehrerin Paroli, hilft ihr aber auch auf der Straße mit ihren vollen Einkaufstaschen. Carmela erkennt das Hilfsbereite und Unverdorbene in Chala, weiß aber auch, dass der Junge es nicht leicht hat, da er ein solcher Rabauke ist und wenig Chancen auf einen guten Lebensweg haben wird.

Chala fällt nicht nur in der Schule auf, sondern ist auch bei der Lokalpolizei bekannt. Er arbeitet für seinen Nachbarn Ignacio (Armando Miguel Gómez), der illegale Hundekämpfe betreibt. Er gerät immer wieder in Streitigkeiten und fühlt sich angezogen vom Verbotenen. Gleichzeitig kümmert er sich um seine ständig alkoholisierte Mutter; er ist es, der das Geld für das Nötigste verdient, indem er sich um die Hunde kümmert oder kleinen Handel mit Tauben treibt. Und wenn in der Schule einer seiner Freunde beleidigt wird, dann ist es Chala, der zuschlägt und verteidigt. So schlecht die Methoden sind, so gut ist doch die Absicht. Aber bei all seinem Kümmern bleibt wenig Zeit für die Schule, und die Schulleiterin droht damit, Chala auf eine Sonderschule zu schicken.

Yeni (Amaly Junco) ist noch ein Problemfall in Carmelas Klasse. Sie dürfte eigentlich gar nicht hier sein, ihr Vater ist ein unregistrierter Händler, der eigentlich in die Provinz zurück müsste. Dort aber hat Yeni, eine der besten Schülerinnen der Klasse, kaum eine Möglichkeit, ihre Talente zu fördern. Carmela nimmt sich auch diesem Fall an und versucht, auf ihre Weise ‚ihren‘ Kindern zu helfen und ihre eigene Revolution weiterzutreiben. Als Carmela einen Herzinfarkt erleidet, kommt vieles von ihrem helfenden Schaffen zu Tage, was weder der Direktorin noch der Schulbehörde gefällt. Trotzdem kämpft Carmela weiter – für die Kinder und für eine menschliche Schule.

Daranas‘ Conducta zeichnet ein nüchternes Bild vom heutigen Kuba. Hier wird nichts verklärt, nichts beschönigt, keine bezaubernde Metaphorik genutzt, wie dies ein Fernando Perez tut, der in Deutschland vielleicht am bekanntesten unter den kubanischen Filmemachern ist. Trotzdem erzählt Daranas eine ‚schöne‘ Geschichte, indem er von guten Menschen erzählt. Und er bringt ‚schöne‘ Bilder auf die Leinwand: Sie haben nicht unbedingt etwas von Perez‘ magischem Kino oder vom Exotismus vieler lateinamerikanischer Filme, die charmante, farbenfrohe und pittoreske Bilder von Armut projizieren. Jedoch sind es sorgfältig gefilmte Eindrücke, genau kadrierte Bilder, die besonderen Blicke, die das Kameraauge auf das Geschehen wirft, die allesamt nach wie vor diese Poesie im Kinosaal erzeugen, die so prägend ist für das kubanische Kino. Anschauen!

Conducta - Wir werden sein wie Che

Filme aus Kuba sind einfach schön! Zumindest für meinen Geschmack. Sie erzählen meist gleichzeitig erschütternde Geschichten und von Menschlichkeit: Von Orten, an denen Menschen auch in einem widrigen Umfeld Menschen sind, an denen sie ums Überleben oder ihre Würde kämpfen, obwohl eigentlich alles hoffnungslos ist. Ist es das Menschliche, was Filme wie „Melaza“ 2014 oder nun „Conducta — Wir werden sein wie Che“ von Ernesto Daranas so schön macht? Oder ist es die Erzählweise?
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