Black Mass (2015)

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Gangstermaskerade

Mit Spannung wurde Black Mass erwartet. Das Gangsterdrama, basierend auf wahren Begebenheiten, erzählt die Geschichte des berühmten Bostoner Gangsterbosses Whitey Bulger (Johnny Depp), der in den 1970/80er Jahren eine Allianz mit dem FBI einging, mit Johnny Depp in der Hauptrolle. Er sollte nach seinen unzähligen Ausflügen in die bunte Welt von Tim Burton mit diesem Film quasi sein Comeback als „ernsthafter“ Charakterdarsteller geben.

Das war zumindest der Plan, wenngleich die Filmbilder ihn in einer etwas verstörenden Maskerade zeigten: Um in die Rolle Bulgers zu schlüpfen, wurde Depp mit hellblauen Kontaktlinsen ausgestattet, seine Haare wurden unter einer Perücke mit Halbglatze versteckt und seine Haut gealtert und sehr hell gemacht. Kurzum, Depps Bulger ist eine ätherische Erscheinung der anderen Art, die man nicht in einem klassischen Gangsterfilm vermuten würde. Genau an dieser Stelle wird es schon hochproblematisch. Allein das Äußere der Figur ist so außerweltlich und eigenartig und noch dazu nicht gut gemacht, dass man stets den Schauspieler in Verkleidung sieht und nicht die Figur. Erschwerend kommt hinzu, dass Depp eher wie ein Somnambuler agiert. Sein Whitey Bulger ist, abgesehen von einigen schnellen Wutausbrüchen, eher ein Geist als ein Gangster.

Doch Scott Coopers Buchadaption geht über Depps Figur hinaus, auch wenn diese der Kit ist, der alles zusammenhält. Boston in den 1970er Jahren ist eine geteilte Stadt. Im Norden herrscht die italienische Cosa Nostra, im Süden Bulgers irischstämmige Gang, dazwischen agieren Bulgers Bruder Jimmy (Benedict Cumberbatch) als Senator und ein fast völlig handlungsunfähiges FBI. Dann kommt Agent Connolly (Joel Edgerton) nach Boston zum FBI. Er hat die nötigen Kontakte, da er ist selbst ein Junge aus dem Bostoner Ghetto Southie ist und mit Whitey Bulger zur Schule ging. Also schlägt er einen Deal vor: Whitey Bulger wird vom FBI geschützt, dafür verrät er die Italiener ans FBI, das damit einen Erfolg verbuchen kann. Whitey hasst nichts mehr als Verräter – und der Vorschlag, mit dem FBI zusammen zu arbeiten, ist eigentlich nichts anderes als Verrat. Doch überraschend nimmt er das Angebot an; für Whitey ist es ein Geschäft. Und er soll Recht behalten. Dank des FBI steigt er von Kleinganoven zum Gangsterboss auf, der von Drogen über Glücksspiel bis zu Prostitution in allen „Geschäften“ seine Finger hat, die sich bald von Florida bis nach Irland erstrecken, wo er die IRA mit Waffen versorgt.

So weit so typisch Gangsterfilm. Denn Black Mass ist nicht nur auf der Erzählebene, sondern in allem „typisch Gangsterfilm“. Jedem Bild, jeder Geste, jedem Musikstück und jedem Dialog merkt man an, dass Cooper hier vor allem eines versucht: ein guter Scorsese zu sein. Dabei kopiert und zitiert er den Meister von oben bis unten, dadurch wird Black Mass zu einem recht ordentlichen, aber weder zu einem einzigartigen noch zu einem richtig guten Film. Denn eines hat Cooper vergessen. Scorseses Filme leben nicht nur von den Gesten, den ewigen Dialogen, dem Gangstermilieu und so weiter. Sie leben vor allem von den Doppeldeutigkeiten, der Ironie, den Emotionen und Träumen, die irgendwo verloren gehen oder zu den Fischen geschickt werden. In Coopers Film ist all dies nicht vorhanden, und so ist sein Film letztendlich eine Anreihung aus folgenden Elementen: Männer reden miteinander, Geschäfte werden gemacht, Leute, die nicht passen, werden erschossen. Dann wird wieder geredet. Am Ende geht alles schief. Ende.

Da können auch Cumberbatch, Edgerton und Depp nicht helfen, Black Mass ist so blutleer wie Whitey Bulgers Gesicht.
 

Black Mass (2015)

Mit Spannung wurde „Black Mass“ erwartet. Das Gangsterdrama, basierend auf wahren Begebenheiten, erzählt die Geschichte des berühmten Bostoner Gangsterbosses Whitey Bulger (Johnny Depp), der in den 1970/80er Jahren eine Allianz mit dem FBI einging, mit Johnny Depp in der Hauptrolle. Er sollte nach seinen unzähligen Ausflügen in die bunte Welt von Tim Burton mit diesem Film quasi sein Comeback als „ernsthafter“ Charakterdarsteller geben.

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