American Hustle (2013)

Eine Filmkritik von Gregor Torinus

"Do the hustle"

Was kann man von einem Film erwarten, der mit dem Hinweis „Some of this actually happened“ („Einiges hiervon ist tatsächlich passiert“) beginnt? Nun ja, genau genommen enthält diese laxe Bemerkung bereits eine Fülle an Andeutungen: Anscheinend handelt es sich hier um einen Film, „der von realen Begebenheiten inspiriert“ ist. Und vermutlich sind einige dieser Begebenheiten recht schwer zu glauben. Welche Ereignisse jedoch auf Tatsachen basieren und welche frei erfunden sind, bleibt unklar. Aber wahrscheinlich ist hier sowieso nicht alles so ganz ernst gemeint. Das passt auch sehr gut zum Titel des Films. Denn „hustle“ bzw. „to hustle“ kann ebenfalls alles Mögliche und Unmögliche bedeuten. Der Tanz aus dem gleichnamigen Disco-Song gehört da noch zu den unschuldigsten Dingen. Darüber hinaus bezeichnet „to hustle“ aber auch allerlei Zwielichtes, wie z.B. Anschaffen gehen oder Zuhälterei betreiben bis hin zu Dingen wie kleineren Mauscheleien und ernsthaften Trickbetrug. Bingo! Denn mit besonders ausgebufften Trickbetrügern haben wir es hier in der Tat zu tun.

New York Ende der 1970er: Irving Rosenfeld (Christian Bale) ist Inhaber mehrerer Waschsalons, die jedoch vorrangig als legale Fassade für sein Hauptgeschäft — dubiose Geldgeschäfte und Kunstfälschungen — fungieren. Da Geld bekanntlich sexy macht hat der Mann mit Platte und Plautze mit Sydney Prosser (Amy Adams) eine bildschöne Gespielin. Aber Irving beeindruckt Sydney auch mit seiner kriminellen Energie und mit seiner Gerissenheit und so wird die ehrgeizige junge Dame auch seine Geschäftspartnerin. Das führt zu so mancher unschönen Szene mit Irvings ebenso schöner, wie unberechenbarer Ehefrau Rosalyn (Jennifer Lawrence). Doch so richtig aus den Fugen gerät die Situation erst, als der FBI-Agent Richie DiMaso (Bradley Cooper) Irving und Sydney bei einem ihrer faulen Kreditgeschäfte ertappt. Um nicht ins Gefängnis zu kommen, lässt sich das Paar auf einen ungewöhnlichen Deal ein: DiMaso setzt die beiden als Lockvögel auf den Bürgermeister von Camden, Carmine Polito (Jeremy Renner), und auf weitere prominente Politiker in New Jerseys an…

American Hustle besticht aufgrund seines herausragenden Drehbuchs von Eric Warren Singer und Regisseur David O. Russell (Silver Linings). Aber auch das Darstellerensemble ist allererste Sahne. Allen voran brilliert ein kaum wiederzuerkennender Christian Bale in der Rolle des fettbäuchigen Schlitzohrs Irving Rosenfeld. Bereits die erste Szene gibt den Ton an: Man sieht Irving vor einem luxuriösen Waschtisch, wie dieser sich zuerst einzelne wilde Haarsträhnen über seinen bereits teilerkahlten Schädel drapiert, anschließend ein großes Stück Kunsthaar auf die kahle Stelle klebt und am Ende alles mit Unmengen an Haarspray zu fixieren versucht. Dann geht er in ein Nebenzimmer, in dem Überwachungskameras aufgebaut sind. Er ist bereits sichtlich angespannt. Als ihm dann auch noch FBI-Agent Richie DiMaso (Bradley Cooper) das mit viel Mühe arrangierte Toupet vom Kopf reißt, droht Irving zu explodieren…

American Hustle ist eine große Christian-Bale-Show. Der britische Mime, der vorrangig für Rollen als gut gebauter American Psycho oder Batman bekannt ist, beweist hier Mut zur Hässlichkeit. Dass Bale auch körperlich an Grenzen zu gehen bereit ist, hatte er bereits mit seiner Rolle als The Machinist (2004) bewiesen, für die er abmagerte, bis man die Knochen sah. Für American Hustle hat er dafür umso mehr zugelegt, um dem schmierigen Hustler Irving auch optisch das nötige Gewicht zu verleihen. Doch ist es nicht Bales körperliche Verwandlung, die an seiner Figur am bemerkenswertesten ist. Dieser Irving ist einfach ein so durchtriebenes Schlitzohr und liebenswerter Schmierlappen, wie man ihn nur höchst selten zu sehen bekommt. Sehr leicht könnte man diesen Irving unterschätzen, was der sich besonders smart wähnende FBI-Agent DiMaso auch sofort tut. Doch seine Aura leichter Unbedarftheit ist Teil von Irvings Masche und dient ihm als Tarnung seines wahren Genies, dass ihn hat reich werden lassen. Dieses Prinzip der Täuschung durch Understatement durchzieht auch den gesamten Film.

American Hustle nimmt sich viel Zeit, um sein skurriles Darstellerensemble einzuführen. Von Anfang an ist der Film durchaus amüsant, wirkt aber nicht unbedingt überraschend originell. Doch nach und nach entfaltet sich ein immer unübersichtlicher werdendes Geflecht an vielseitigsten Verstrickungen, wobei jeder Protagonist seine ganz eigenen Interessen verfolgt. Auch zeichnen sich alle Hauptdarsteller durch eine schier unglaubliche Spielfreude aus. Aber neben Christian Bale am beeindruckendsten ist Jennifer Lawrence als Irvings neurotisch-psychotische Frau Rosalyn. Hätte diese nicht einen Sohn mit in die Ehe gebracht, den Irving wie sein eigenes Kind liebt, so hätte er sich von diesem durchtriebenen Nervenbündel von einer Frau wahrscheinlich bereits lange getrennt. So aber treibt sie ihn mit ihren Launen permanent an den Rand des Wahnsinns, um sich am Ende mit ganzen Körpereinsatz wieder zu versöhnen. Dieser Irrsinn überträgt sich mit der Zeit auf den gesamten Film. Spätestens als ein des Arabischen nicht wirklich mächtiger Mexikaner als falscher Scheich für Verhandlungen mit der Mafia herhalten muss, gerät Irving mächtig ins Schwitzen. Aber bekanntlich macht Not ja erst so richtig erfinderisch…
 

American Hustle (2013)

Was kann man von einem Film erwarten, der mit dem Hinweis „Some of this actually happened“ („Einiges hiervon ist tatsächlich passiert“) beginnt? Nun ja, genau genommen enthält diese laxe Bemerkung bereits eine Fülle an Andeutungen: Anscheinend handelt es sich hier um einen Film, „der von realen Begebenheiten inspiriert“ ist. Und vermutlich sind einige dieser Begebenheiten recht schwer zu glauben. Welche Ereignisse jedoch auf Tatsachen basieren und welche frei erfunden sind, bleibt unklar. Aber wahrscheinlich ist hier sowieso nicht alles so ganz ernst gemeint.

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Meinungen

Johanna · 20.03.2014

Völlig unverständlich, warum der Film so viel Beachtung findet.Die schauspielerische Leistung ist gut und alle zeigen wirklich, was sie können, dafür sind die Dialoge oft schwach und unverständlich. Leider fehlt dem Drehbuch vor allem Inhalt und Spannung. Das kann auch das agierende Ensemble nicht wettmachen. Auch die getragene Mode der Frauen schien der Zeitepoche nicht angepaßt.

Alfons · 28.02.2014

Auch wenn die Story vorhersehbar ist, ist es doch ein sehr unterhaltsammer Film mit tollen Darstellern und schönem 70er Jahre Flair. Wer allerdings Action erwartet sollte sich den Film nicht anschauen.

Maud Häschel · 26.02.2014

Die Schauspieler sind in ihren Rollen tatsächlich recht unterhaltsam, vor allem scheint es ungewohnt die doch noch sehr junge Tribute von Panem Darstellerin, Jennifer Laurence, als sexy, depressive Hausfrau und Mutter zu sehen. Das ist dann aber auch das einzige Highlight des Films. Die Story an sich ist leider sehr vorhersehbar, deswegen wurde es im Kino schnell langweilig und man wollte ab der Hälfte eigentlich nur noch, dass es bald vorbei ist *gähn*.

Europäer · 18.02.2014

Der Film basiert ja auf einer wahren Begebenheit (Abscam Operation) ... bzw., er enthält Motive der Begebenheit ... weshalb ich bezweifle, dass er "Oceans eleven", oder "Der Clou" nachahmen will ... aber er ist in der Tat kein herausragendes Meisterwerk. Solides Popcornkino. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Von mir großzügige 4 von 6 ;).

AngelaS · 13.02.2014

Freigegeben ab 6 Jahren? Das stimmt mich aber mehr als bedenklich!

franzien · 13.02.2014

Mir ist schleierhaft, warum der Film in den meisten Kritiken so gut wegkommt. Sicherlich das Schauspieler-Ensemble ist großartig und alle zeigen wirklich, was sie können. Der Film möchte "Oceans Eleven" in den 1970er Jahren im Stil von "Der Clou" sein. Leider fehlt dem Drehbuch vor allem Cleverness und Inhalt. Das kann auch das exzellent agierende Ensemble nicht wettmachen.