Altman

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Ein Unbeirrter in Hollywood

Überlappende Dialoge sind sein Markenzeichen – und sie waren der Grund, warum Robert Altman einst von Jack Warner gefeuert wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte der 1925 in Kansas City geborene Altman bereits einige Erfolge als Drehbuchautor und Regisseur von Serienepisoden gefeiert, mit den Studios und ihren Bossen sollte er jedoch zeitlebens ein schwieriges Verhältnis haben. Er war zu stur, unkonventionell und risikofreudig für sie. Doch diese Eigenheiten sind es auch, die Robert Altmans künstlerisches Schaffen auszeichnen. In seinem Dokumentarfilm Altman zeichnet Ron Mann diese Karriere nach.
Das Filmemachen hat sich Robert Altman selbst beigebracht, indem er in Kansas City jahrelang Industriefilme drehte, bei denen er vom Schnitt bis zum Drehbuch alles erledigte. Alfred Hitchcock heuerte ihn schließlich für Folgen von Alfred Hitcock Presents an, darauf folgten Jahre der Fernseharbeit. Sein erster Kinofilm war Countdown (1967), auf den die Kündigung von Jack Warner folgte, die ihn aber vor allem in seiner Unabhängigkeit bestärkte. Zwei Jahre später kam dann mit der Militärsatire M*A*S*H der Durchbruch – und bis zu seinem Tod 2006 sollte Altman fast jedes Jahr einen Film drehen.

Altmans Filme waren an den Kinokassen nur selten erfolgreich, aber er veränderte das Erzählen im Film. In The Long-Goodbye (1973) lenkt die Kamera die Aufmerksamkeit von den sprechenden Figuren weg zu anderen Entwicklungen im Bild, in California Split (1974) setzt er Radiomikrofone und achtspurige Tongeräte ein, um die gleichzeitig sprechenden Figuren aufnehmen und ihre Sätze hinterher abmischen zu können. Dadurch verstärkt er die Unmittelbarkeit des Gezeigten, außerdem geschehen bei ihm verschiedene Dinge gleichzeitig, es gibt stets mehrere Handlungsstränge, deren Zusammenhänge sich erst allmählich entfalten. Zugleich spiegeln seine Filme aber immer auch die Zeit wider, in der sie entstanden sind. So liefert der großartige M*A*S*H die Antwort auf den Vietnamkrieg, obwohl die Produzenten darauf bestanden, ihn in Korea spielen zu lassen, ist The Player eine Antwort auf das Filmemachen in Hollywood – und Short Cuts ein Kommentar zu den 1990er Jahren.

So innovativ Robert Altmans Annährung an den Film war, so konventionell ist die Dokumentation von Ron Mann. Robert Altmans Leben und Arbeiten wird chronologisch durch Filmausschnitte und vor allem Erzählungen aus dem Off von Kathryn Reed, Altmans dritter Ehefrau und Lebensgefährtin für fast 50 Jahre, nachgespürt. Dadurch wird zwar die enge Verbindung von Robert Altmans Leben und seinem Werk deutlich, zugleich bleiben kritische Anmerkungen ausgespart. Immerhin verzichtet Ron Mann darauf, Weggefährten ausführlich über Altman zu befragen, sondern lässt sie stattdessen „altmanesque“ definieren. Die Antworten unter anderem von Bruce Willis, Paul Thomas Anderson und Julianne Moore reichen von „sich seine eigenen Regeln schaffen“ über „auf den Außenseiter setzen“ bis zu „Hollywood in den Hintern treten“ und liefern damit auch Leitmotive für Altmans Filmschaffen. Dadurch gelingt es Ron Mann in seinem schlichten Dokumentarfilm, dass über fast alle Filme von Robert Altman gesprochen wird. Vor allem aber hat man am Ende den dringenden Wunsch, Altmans Filme wieder zu sehen.

Altman

Überlappende Dialoge sind sein Markenzeichen – und sie waren der Grund, warum Robert Altman einst von Jack Warner gefeuert wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte der 1925 in Kansas City geborene Altman bereits einige Erfolge als Drehbuchautor und Regisseur von Serienepisoden gefeiert, mit den Studios und ihren Bossen sollte er jedoch zeitlebens ein schwieriges Verhältnis haben. Er war zu stur, unkonventionell und risikofreudig für sie.
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