From Business to Being

Eine Filmkritik von Maria Wiesner

Wie wollen wir leben und arbeiten?

In den vergangenen Jahren haben sich einige Dokumentarfilme an dem Thema abgearbeitet, wie wir leben und arbeiten wollen. Die meisten von ihnen – wie beispielsweise Innsaei – Die Kraft der Intuition – konzentrierten sich auf ein Loblied von Achtsamkeitsübungen und Meditation als Lösung all unserer Probleme. Macht From Business to Being das anders?
Ja und nein. Natürlich führt auch hier der Lösungsweg aus unserer ergebnisgetriebenen Arbeitswelt zu mehr Achtsamkeit. Was den Debütfilm der beiden Regisseure Hanna Henigin und Julian Wildgruber jedoch wohltuend von anderen Achtsamkeits-Dokumentarfilmen unterscheidet, ist der unaufgeregte journalistische Ton, in dem hier erzählt wird. In ruhiger Reihenfolge wird hier erst das Problem beschreiben und dann auf mögliche Lösungsansätze eingegangen.

Am Anfang steht eine Zahl: 79 Millionen. So viele Tage fehlten Menschen 2013 am Arbeitsplatz wegen Arbeitsunfähigkeit. Ein Anstieg von 73 Prozent im Vergleich zu zehn Jahren zuvor. Was sich in dieser Zeit geändert hat, muss man fast nicht erwähnen. Zwei Interviewpartner führen es jedoch noch einmal exemplarisch vor Augen. Da ist der Manager aus der Automobilindustrie, der sich einem Führungskräfte-Coaching unterzieht und dabei zugibt, dass seine Mitarbeiter 12 bis 14 Stunden täglich arbeiten, vor kurzem jemand mit Burnout ausschied und er selbst kaum noch schläft, weil er nicht abschalten kann. Ach ja, und dann hatte er vor kurzem Atemnot und war ins Krankenhaus eingeliefert worden. Gefunden habe man bei den Untersuchungen nichts, alles rein psychosomatisch. Zu den letzten Tests ist er nicht mehr gegangen, weil er die Projekt-Meetings nicht verpassen wollte.

Eine ähnliche Geschichte erzählt ein ehemaliger Investment-Banker der Lehman Brothers. Er war mit Burnout aus seinem alten Job ausgeschieden. Jetzt sitzt er gebräunt in kurzen Hosen vor einem Alpenidyll und erinnert sich an die Panikattacken, die Zwangsvorstellungen und sein völlig zerstörtes Immunsystem aufgrund des Stresses. Dann sammelt er Klee. Die Beispiele sind nicht frei von Klischees (der überarbeitete Manager, der ausgebrannte Aussteiger), aber jedem Klischee liegt doch etwas Wahrheit zu Grunde. Und Typen wie diese, wenn auch aus anderen Branchen, hat wohl jeder in seinem Bekanntenkreis. Die alten Schulkameraden, die man zwischen Weihnachten und Neujahr beim Besuch in der Heimat wieder trifft und die von ihrer Karriere erzählen und vom teuren Dienstwagen und davon, dass sie es im nächsten Jahr endlich schaffen wollen, das Jahreseinkommen auf 90.000 Euro zu steigern. Und die bei der Frage „Bist Du glücklich?“ nur irritiert schauen.

Wie also wollen wir leben und arbeiten? Auch From Business to Being kommt hier mit der Achtsamkeitsformel, lässt diese aber zunächst einmal von zahlreichen Wissenschaftlern vom MIT in Boston bis hin zur Max-Planck-Forscherin untermauern. Studien werden zitiert, laut denen meditierende Probanden ein besseres Immunsystem entwickelten und mehr Empathie zeigten. Dann geht es an die Umsetzung und hierbei beginnt der Film, ein wenig nach Werbung für die Drogeriemarktkette DM anzumuten. Nicht nur der Firmengründer wird interviewt, exemplarisch als Unternehmen mit einer alternativen Firmenphilosophie. Auch ein Bereichsleiter wird über einen längeren Zeitraum begleitet. Man sieht ihn bei einem Seminar mit Achtsamkeitsübungen. Da spricht er dann auch über seine Entscheidung, nach einem kurzen Branchenwechsel zu DM zurückzukehren, weil ihm hier die Firmenphilosophie so gut gefallen habe und er sich selbst einbringen und verwirklichen kann. Man möchte am Ende fast meinen, arbeiteten alle Unternehmen wie die Drogeriekette, es gäbe kein Burnout mehr.

Dass From Business to Being dennoch sein Publikum findet, zeigte sich auf dem Dok.fest München 2015, wo der Film von den Zuschauern in die Reihe Best.Dok gewählt wurde. Auf die Ausgangsfrage, wie wir leben und arbeiten wollen, bringt er dennoch nur die erwartbaren Antworten, über die einmal mehr nachzudenken aber auch lohnen kann.

From Business to Being

In den vergangenen Jahren haben sich einige Dokumentarfilme an dem Thema abgearbeitet, wie wir leben und arbeiten wollen. Die meisten von ihnen – wie beispielsweise „Innsaei – Die Kraft der Intuition“ – konzentrierten sich auf ein Loblied von Achtsamkeitsübungen und Meditation als Lösung all unserer Probleme. Macht „From Business to Being“ das anders?
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Meinungen

Julia Dassen · 07.02.2017

5.2.2017: Mein Kommentar ist nicht gut empfangen. Herr ?? von Lehmann Brothers sollte sich schämen anstatt da als Opfer sich hin zu stellen. Das fand the crue Agressiv. Natürlich die neue Ausbeutung waar anwesend. Meditation aber nur für Menschen mit Geld. Ich habe einen Mail gegeben an der ex Banker und Regisseur aber ich erwarte keine Antwort. Sie sollten Ihr Gewissen mal ansprechen wie die Bänker alle Menschen abzockten. Da wird gutes von Böses getrennt. Das der Herr dan auch noch auf Kosten von Opfer was durch Bergen ziehen kan. Zum schämen. Jesus haben würde am Kreuz gehängt und wie er Durst hatte haben Sie Essig angeboten. Herr Lehman Brother ich hoffe Sie kommen mal zu Vernunft und sage es tut mir Leid wie ich euch alle abgezockt habe und gehen mal eine weile auf Wasser und Brot Leben!!!!! Julia Dassen

Kai Braun · 07.02.2017

Ein berührender und Mut machender Film! !! Es beruhigt mich, dass sich der Zeitgeist etwas zu ändern scheint. Solche Filme sind wichtig. Und vor allem die Message, dass jeder bei sich anfangen muss. Nicht erst handeln, wenn der Lebensstil einen krank macht und man nicht mehr SEIN Leben lebt.

Das bezeichnende war: Der Film lief in Leipzig nur um 14 Uhr. Alle die im Büro sitzen bis 20 Uhr und diesen Film sehen sollten, kommen leider gar nicht dazu.

maria beaumart · 01.02.2017

der film hat mich sehr berührt, sah ihn heute abend im kino in der bleibtreustr.
das du rudolf sich so zeigte, mit seinen gefühlen, war für mich ein geschenk. ich finde es wichtig, das menschen durch diesen film ermuntert werden, wenn sie so krank sind, wie rudolf es
beschrieb, ich fühlte nicht mehr, schmeckte nichts mehr, immunsystem war völlig kaputt, es war normal geworden, dass es das aber nicht ist.
bewusst werden, das HERZ zu öffnen, war für mich sehr wichtig, das in eurem film zu sehen, übungen gezeigt wurden, sich zu verbinden. zu sehen, wenn keine lebensfreude mehr da ist, wie wir nur noch funktionieren und überleben und nicht liebend leben. meditation ist sehr wichtig, menschen, kinder veränderten sich total in einer schule, als sie jeden morgen 5 minuten meditierten.

meine tochter und ich diskutierten noch über den film, was sie mit mir noch nicht machte. hanna ich fand dich so herzerfrischend
als ich dir und rudolf sagte, wie gut mir der film gefallen hat. schade, wäre noch gerne mit euch einen trinken gegangen, dachte zu spät dran, weil mein herz so voller freude über diesen film war. vielen dank für euren mut, eure arbeit und eure liebe uns den film zu schenken.

ich bin sehr glücklich, den film gesehen zu haben, schickten ihn schon freunden.

herzliche grüsse in liebe maria