Francesca

Eine Filmkritik von Thorsten Hanisch

Geister der Vergangenheit

Wie hieß es einst bei Stephen King so schön: Manchmal kommen sie wieder — im Genrefilm ist das seit einigen Jahren definitiv der Fall und zwar nicht nur manchmal. Neben einer endlosen Flut an Remakes scheint auch das Referenzkino kein Ende zu nehmen: Die Fans von einst sind jetzt erwachsen und drehen in Nostalgie eingekleidete Nachstellungen ihrer ehemaligen Videoabende. Quentin Tarantino hat’s vorgemacht, vor allem Horrorfans machen’s furchtbar gerne nach.
Mal gewürzt mit Insider-Witzen und überdeutlichen Anspielungen, mal straight, also als eigenständiger Beitrag, der zwar die vertrauten Charakteristika der Vorbilder über-, aber eben keinen direkten Bezug auf sie nimmt, sondern als Beitrag verstanden werden will, der sich direkt in die jeweiligen Universen eingliedert. Doch während in der Mitte der Pulp-Welt von Referenz-Papst Tarantino auch immer der auteur durchschimmert, die Symbole seiner Videothekaren-Vergangenheit um eben diesen Kern kreisen und so für unverkennbare Eigenständigkeit sorgen, flattern seine Epigonen aufgeregt um die Geister der Vergangenheit herum und stellen in erster Linie die Wehmut einer offenbar viel zu schnell gealterten Generation aus.

Das neuste — dankenswerterweise straighte — Produkt dieser Welle heißt Francesca und hier soll der Giallo, die italienische Variante vom Thriller, die meist stark in den Horrorbereich reinrutscht, wiederbelebt werden. Inhaltlich dreht sich alles um einen blutdürstigen Killer, der sein Unwesen treibt und dabei Opfer mit Münzen auf den Augen hinterlässt. Kommissar Moretti tappt zunächst im Dunklen, doch plötzlich blinkt eine brandheiße Spur auf, die zu einer Frau führt, welche vor 15 Jahren spurlos verschwand.

Francesca stammt von Luciano (Regisseur & Drehbuchautor) und Nicolás Onetti (Produzent & Drehbuchautor) und eins muss man den beiden ja lassen: Die Vorbilder wurden genauestens studiert und beeindruckend gut imitiert: Knallige Farben, Nahaufnahmen von behandschuhten Händen, bedeutungsschwangere Zooms, abgefahrene Kamerawinkel, Spielereien mit der Tiefenschärfe und ein typischer Synthi-Soundtrack mit Disco-/Funk-Schlagseite.

Dass das Budget nicht allzu üppig war, merkt man allerdings auch, wenngleich nur am Rande: So irritiert die sterile Digital-Optik und wenn gesprochen wird, wünscht man sich schnellstmöglich den Killer herbei, denn selbst eine Opferrolle will gelernt sein.

Trotzdem: Talent ist da, das kann man keinesfalls abstreiten, die Brüder müssen sich aber — auch angesichts der Tatsache, dass noch weitere Gialli geplant sind — ein wenig die Frage nach dem Warum gefallen lassen. Dank eifriger Filmfirmen sind mittlerweile Dutzende der damaligen Filme erhältlich, wieso also soll man zur Kopie greifen? Zumal Francesca in einem entscheidenden Punkt auch noch von den Vorbildern abweicht und sich damit selbst ein Bein stellt: Die dem Giallo so inhärente Lust zur Provokation ist fast völlig abwesend. Die Morde sind verhältnismäßig zahm und Erotik findet nicht statt. Bei einem Genre, das so sehr von spektakulären Schauwerten lebt, natürlich ein herber Dämpfer.

Einen herben Dämpfer kriegen auch die Käufer der DVD-Version verpasst, denn diverse Extras gibt es nur auf der Blu-ray.

Francesca

Wie hieß es einst bei Stephen King so schön: „Manchmal kommen sie wieder“ — im Genrefilm ist das seit einigen Jahren definitiv der Fall und zwar nicht nur manchmal. Neben einer endlosen Flut an Remakes scheint auch das Referenzkino kein Ende zu nehmen: Die Fans von einst sind jetzt erwachsen und drehen in Nostalgie eingekleidete Nachstellungen ihrer ehemaligen Videoabende. Quentin Tarantino hat’s vorgemacht, vor allem Horrorfans machen’s furchtbar gerne nach.
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