Forever Enthralled

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Berlinale 2009: Wettbewerb

In die fremdartige Welt der Peking-Oper entführte der dritte Wettbewerbsbeitrag des heutigen Tages, bei dem mit Chen Kaige (Lebewohl, meine Konkubine) einer der großen Filmemacher aus Chinas „fünfter Generation“ Regie führte. Forever Enthralled erzählt die Geschichte von Mei Lanfang (Leon Lai), der als einer der großen Bewahrer der Peking-Oper gilt und der als erster den Sprung in die USA wagte.
Als Mei Lanfangs (1894-1961) große Zeit beginnt, ist die Peking-Oper längst nicht mehr so populär wie früher. Und da zudem Schauspieler in der chinesischen Gesellschaft wenig angesehen waren, muss sich der junge Sänger und Darsteller erst gegen enorme Ressentiments innerhalb seiner Familie durchsetzen, bis er auf der Bühne spielen kann. Immer wieder wird er im Laufe seiner Karriere auf Widerstände stoßen, muss sich gegen seinen alten Meister behaupten, seine Interessen gegen die seines Mentors und seiner Geldgeber verteidigen, er erlebt eine heimliche Liebe zu der Sängerin und Darstellerin Meng Xaiodong (Ziyi Zhang) und muss schließlich den Avancen der japanischen Besatzer widerstehen, die die Popularität des Stars der Peking-Oper unbedingt für propagandistische Zwecke ausnutzen wollen.

Ein Leben voller Zwänge und trotz allen Ruhmes auch ein sehr einsames Leben, in dem Mei stets zwischen den Wünschen nach persönlicher Freiheit und der Verpflichtung gegenüber seinem Talent und seinem Publikum balancieren muss – wobei Letzteres fast immer die Oberhand behält. Wenn man es genau betrachtet ein sehr trauriges Leben, das Chen Kaige in opulent-bunt und dann wieder historisierenden Sepia-Bildern zeigt.

Mit 147 Minuten ist der Film recht lang und – abgesehen von der Exotik der Peking-Oper – auch sehr konventionell geraten. Und häufig genug hat man den Eindruck, dass der Regisseur ebenso wie Mei Lanfang die Grenzen zwischen Bühne und Leben recht fließend gestaltet. Große Gefühle um unerfüllte Liebe und Verlust, Freundschaft und Verrat und die Einsamkeit des Künstlers, der leiden muss, um seine Kunst zu den höchsten Gipfeln treiben zu können, das klingt alles ein wenig zu sehr nach großer Oper und zu wenig nach dem wahren Leben. Wer zudem mit der Peking-Oper nicht vertraut ist, den dürften die ausführlichen Sequenzen mit Ausschnitten aus den Opern zeitweise ein wenig langweilen – zumal der Gesang und die Musik für ungeübte Ohren dann doch sehr anstrengend und monoton klingt. Die letzten zehn Jahre Mei Lanfangs werden vollständig ausgespart, was zum Schluss trotz beinahe zweieinhalb Stunden Laufzeit negativ auffällt. Denn zu gerne hätte man erfahren, ob und wie Mei Lanfang in den Zeiten des Kommunismus die Balance zwischen den äußeren Umständen und seiner Kunst gemeistert hat.

Forever Enthralled

In die fremdartige Welt der Peking-Oper entführte der dritte Wettbewerbsbeitrag des heutigen Tages, bei dem mit Chen Kaige (Lebewohl, meine Konkubine) einer der großen Filmemacher aus Chinas „fünfter Generation“ Regie führte.
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