Einer mit Herz

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Montag, 9. Dezember 2013, ARTE, 21:45 Uhr

Es gibt Filme, die sind zuvorderst aufgrund ihrer Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte interessant im Werk eines Filmemachers und stellen retrospektiv betrachtet kleine Kuriositäten in der Kinolandschaft dar, jenseits von Erfolg und Geschäft. Einer mit Herz, aus dem Jahre 1982, ist der folgenschwere Ausnahmefilm eines großartigen Regisseurs, dessen Karriere damit kräftig einbrach und der nichtsdestotrotz ein markantes Beispiel für ein ambitioniertes Projekt abgibt, dessen Resultat sich bei aller Kritik markant und sehenswert gestaltet.
Zählt der US-amerikanische Filmemacher Francis Ford Coppola auch zu den weltweit angesehensten Repräsentanten seiner Branche, weist seine letztlich erfolgreiche Karriere doch auch ganz gewaltige Einbrüche auf. Der Musical-Film Einer mit Herz, der mit seiner extrem aufwändigen und entsprechend kostspieligen Produktion als innovative Mega-Show konzipiert wurde, entpuppte sich als ebenso glamouröser wie vernichtender kommerzieller Reinfall für den Regisseur, der zuvor grandiose Werke wie Der Pate / The Godfather (1972), Der Dialog / The Conversation (1974) und Apocalypse Now (1979) inszeniert hatte. Nichtsdestotrotz erweist sich Einer mit Herz als nette kleine, technisch und optisch artifiziell stark überzogene, sowie musikalisch überaus romantisch daherkommende Geschichte, die damals für die Filmmusik von Tom Waits, der sich hier ausgesprochen milde und gefällig präsentiert, für einen Oscar nominiert wurde.

Die quirlige, attraktive Frannie (Teri Garr) und der nicht minder aparte Hank (Frederic Forrest) sind bereits ein paar Jahre mit einigen Höhen und Tiefen liiert, leben mit den alltäglichen Zwistigkeiten zusammen in Las Vegas und wollen an einem unglückseligen Abend ihren Jahrestag begehen. Rasch stellt sich heraus, dass beide ganz unterschiedliche Erwartungen an die Gestaltung dieses kleinen Jubiläums haben, und das Paar gerät in einen handfesten Streit, bei dem die typischen, lange gepflegten Animositäten der Beziehung heraufkochen. Schließlich fällt das große Wort der endgültigen Trennung, und Frannie haut ab zu ihrer guten Freundin Maggie (Lainie Kazan), der sie ihr Leid klagt. Später wird Frannie mit dem Kellner Ray (Raúl Juliá), der eigentlich Musiker ist und den sie zufällig kennenlernt, durch die Glitzerwelt von Las Vegas rauschen, während Hank mit der jungen Zirkusartistin Leila (Nastassja Kinski) durch die Nacht streift, bei der er sich zu trösten versucht …

Von musikalischen Kommentaren von Tom Waits und der Country-Sängerin Chrystal Gayle flankiert, wird hier die recht banale Beziehungsgeschichte eines Paars in der Krise erzählt, das innerhalb einer kleinen Auszeit zunehmend spürt, wie viel der Eine für den Anderen letztlich doch bedeutet. Dabei steht die extrem künstlerisch konstruierte Kulisse in krassem Gegensatz zu der schlichten Geschichte, so dass der Eindruck des Märchenhaften und Träumerischen Einer mit Herz zu einem extrem formalistischen Film geraten lässt, der die Ästhetik der frühen 1980er Jahre aufgreift und diese Tendenzen zur technischen Perfektion als prägende Ausrichtung manifestiert. Dass es für diese Konzeption im Grunde kein williges Publikum gab, zeigte sich an den überaus spärlichen Einnahmen dieses Musikfilms, dessen Schulden Francis Ford Coppola noch jahrelang verfolgten, der im Anschluss daran wieder inhaltlich deutlich anspruchsvollere Werke wie The Outsiders (1983) und Rumble Fish (1983) realisierte.

Einer mit Herz

Es gibt Filme, die sind zuvorderst aufgrund ihrer Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte interessant im Werk eines Filmemachers und stellen retrospektiv betrachtet kleine Kuriositäten in der Kinolandschaft dar, jenseits von Erfolg und Geschäft. „Einer mit Herz“, aus dem Jahre 1982, ist der folgenschwere Ausnahmefilm eines großartigen Regisseurs, dessen Karriere damit kräftig einbrach und der nichtsdestotrotz ein markantes Beispiel für ein ambitioniertes Projekt abgibt, dessen Resultat sich bei aller Kritik markant und sehenswert gestaltet.
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