Ein letzter Tango (2015)

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Mit Liebe und Leidenschaft

Der Tango ist der Tanz Argentiniens, und er hat vor allem zwei Vorzeigetänzer: Maria Nieves Rego und Juan Carlos Copes. Die beiden sind die berühmtesten Tangotänzer Argentiniens – wie kein anderes Paar haben sie die Geschichte des Tangos geprägt, ihn weiterentwickelt, ihm ein Gesicht gegeben. Und sie haben alles für den Tango aufgegeben – ihre Träume, ihre Familienwünsche, ihr Leben. Beinah. In dem Dokumentarfilm Ein letzter Tango von German Kral kommen die beiden ausführlich zu Wort und blicken auf ihre bewegten Leben zurück.

Maria erzählt, wie sie sich kennen gelernt haben, wie Juan Carlos eigentlich überhaupt nicht tanzen konnte, sie aber dennoch fasziniert hat. Sie war 14, er war 17 Jahre alt. Die beiden wurden ein Paar, und sie haben getanzt. Und sie wurden zu den Stars der Tango-Szene. Sie tanzten auf Tischen, das war ihre Spezialität, auch wenn Maria noch heute davon berichtet, wie oft sie Angst gehabt habe, einmal zu stürzen. Sie haben ihren eigenen Stil entwickelt, sie tanzten im ganzen Land und auf der ganzen Welt, gingen gar an den Broadway.

Maria und Juan Carlos haben sich geliebt, aber auch gehasst, sind einander auf die Nerven gefallen. Sie haben geheiratet, sich wieder getrennt und kamen erneut zusammen. Sie konnten nicht mit, aber auch nicht ohne einander. Denn ihre Liebe zueinander wurde vor allem durch die Leidenschaft des Tanzens zusammengehalten und immer wieder bestätigt. Bis Juan Carlos dann doch eine andere Frau kennen gelernt hat, die ihn vor die Wahl gestellt hat: ich oder Maria? Sie machten noch eine Tournee zusammen, dann ging Juan Carlos für immer aus Marias Leben. Und der Tango verlor sein berühmtestes Tanzpaar.

Man spürt die Bitterkeit, welche Maria immer noch mit sich herumträgt. Die heute 81-Jährige gibt sich als starke Frau, sie hat viel geschafft und hat schließlich auch gelernt, mit ihrem Leben klar zu kommen. Aber wenn sie von ihren Träumen zu heiraten und eine Familie zu gründen erzählt, merkt man, dass sie doch auch enttäuscht wurde. Sie würde ihr Leben – hätte sie noch einmal die Chance – genauso leben, sagt sie, für den Tanz, für den Tango, und dennoch ist da diese nicht zu verbergende Verbitterung zu spüren. Auch Juan Carlos berichtet von seiner Sicht auf die Dinge, davon, wie er nicht mit Maria zurecht und durch seine ‚neue‘ Frau in den Genuss einer Familie kam. Im Fokus aber steht die Tänzerin – Maria Nieves Rego. Ihr kommt die Hauptperspektive zu. Vielleicht auch, weil ihre Rolle die spannendere ist.

Ihre Liebes- und Lebensgeschichte ist wie ein Tango, und die dargestellten Tanzszenen verdeutlichen viel von dem, was Marias und Juan Carlos‘ Leben geprägt hat. In wunderbaren Tanzaufnahmen, aber auch Archivmaterial bringt Ein letzter Tango auch ein Stück Tango-Geschichte auf die Leinwand. Die Liebesgeschichte der beiden wird von Schauspielern nachgestellt und nachgetanzt, und auch diese Szenen sind gut gelungen und stören keineswegs die Authentizität des Films. Glaubhaft mimen die jungen Tänzerinnen und Tänzer ihre Idole, treffen auf diese und lassen sich von ihnen deren Geschichte erzählen. Das alles ist stimmig und lohnt sich. Nicht nur für Tango-Liebhaber.
 

Ein letzter Tango (2015)

Der Tango ist der Tanz Argentiniens, und er hat vor allem zwei Vorzeigetänzer: Maria Nieves Rego und Juan Carlos Copes. Die beiden sind die berühmtesten Tangotänzer Argentiniens – wie kein anderes Paar haben sie die Geschichte des Tangos geprägt, ihn weiterentwickelt, ihm ein Gesicht gegeben. Und sie haben alles für den Tango aufgegeben – ihre Träume, ihre Familienwünsche, ihr Leben. Beinah.

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Meinungen

Renate Viets · 04.04.2016

Dieser Film ist fantastisch. Er ist informativ, gefühlvoll ohne Rührseligkeit. Er erfasst den Tango in seiner Vielschichtigkeit und ist als Dokumentarfilm äußerst geschickt aufgebaut und dadurch von Anfang bis Ende informativ, emotional fesselnd, biografisch logisch und im Hinblick auf Drehbuch, Regie, Kamera und Schauspieler genial! Dieses Lob kommt von einer begeisterten Tangotänzerin und Drehbuchautorin einer Tangogeschichte.