Doctor Strange

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Durch Raum und Zeit

Es wächst und gedeiht. Gemeint ist das sogenannte Marvel Cinematic Universe, kurz MCU genannt, die 2008 gestartete, zusammenhängende Reihe von Comic-Verfilmungen aus dem Hause Marvel. Phase drei des Leinwandgroßprojekts wurde im April 2016 mit dem gelungenen Captain-America-Blockbuster The First Avenger: Civil War eingeläutet und findet mit Doctor Strange, einem Neuzugang im Franchise, nun ihre Fortsetzung. Die Rolle des Titelhelden, der 1963 erstmals in einem Marvel-Comic in Erscheinung trat, bekleidet Charakterdarsteller Benedict Cumberbatch, dessen Vorliebe für ausgefallene Figuren spätestens seit dem Start der hochgelobten TV-Serie Sherlock bekannt sein dürfte. Auch als Meister der Magie weiß der Brite zu gefallen, kann mit seinem Spiel aber nicht kaschieren, dass das optisch atemberaubende Spektakel erzählerische Schwächen mit sich herumschleppt.
Der angesehene Neurochirurg Dr. Stephen Strange (Cumberbatch) hält sich für einen der Besten seines Fachs und begegnet seinen Kollegen mit einer ordentlichen Portion Arroganz. Nach einem Autounfall ändert sich sein Leben allerdings dramatisch, da er die Kontrolle über seine schwer in Mitleidenschaft gezogenen Hände für immer verloren zu haben scheint. Während er seine Karriere an den Nagel hängen muss, sucht er wie ein Besessener nach Heilungsmöglichkeiten und stößt dabei auf einen gewissen Jonathan Pangborn (Benjamin Bratt). Einst gelähmt, kann sich der Mann inzwischen wieder ohne Einschränkungen bewegen und erzählt dem verzweifelten Mediziner von der asiatischen Enklave Kamar-Taj, wo er sich perfekt regeneriert haben will. Strange begibt sich daraufhin in den Himalaja und macht dort auf Umwegen Bekanntschaft mit einer geheimnisvollen Gelehrten (Tilda Swinton), von allen nur ‚Die Älteste‘ genannt, die den Chirurgen in das bunte Reich der Magie einführt und ihm beweist, dass der Geist den Körper heilen kann. Einmal wiederhergestellt, findet sich der Arzt mitten in einem Kampf zwischen seiner neuen Mentorin und ihrem früheren Schüler Kaecilius (Mads Mikkelsen) wieder, der dunkle Mächte entfesseln will.

Paralleluniversen, alternierende Bewusstseinszustände und Zeitreisen – Regisseur Scott Derrickson (Erlöse uns von dem Bösen) und seine Koautoren fahren einiges auf, um das Publikum in ihren Bann zu schlagen. Die Frage, ob es hinter unserer Realität weitere Dimensionen geben könnte, ist reizvoll, erschöpft sich allerdings in verschwurbelten mystischen Beschwörungen und Sprüngen zwischen verschiedenen Ebenen, die dem Geschehen nur selten eine besondere Komplexität verleihen. Passend dazu verfolgt Kaecilius ein altbekanntes Ziel, das sicherlich nicht dazu beiträgt, den Antagonisten einprägsamer zu zeichnen. Vielmehr bleibt der gefallene Magier ein recht austauschbarer Bösewicht, dem selbst der sonst so charismatische Mads Mikkelsen keine erinnerungswürdige Ausstrahlung verpassen kann.

Benedict Cumberbatch spielt den zunächst arroganten Strange erwartungsgemäß überzeugend, trifft in humorigen Situationen den richtigen Ton und lässt glaubhaft den Schmerz aufscheinen, der den Mediziner befällt, als er erkennt, dass er wahrscheinlich nie in seinen Beruf zurückkehren wird. Annehmbar ist auch die Chemie zwischen dem Hauptdarsteller und seiner Kollegin Rachel McAdams, die Stranges Vertraute Christine Palmer verkörpert. Um das Profil des Protagonisten noch mehr zu schärfen, hätte das Drehbuch der Beziehung ihrer Figuren aber noch etwas mehr Luft zum Atmen geben können.

Während plottechnisch einiges ausbaufähig ist, fährt Derrickson visuell alle erdenklichen Geschütze auf und schafft es dank beeindruckender Effekte und verrückter Actioneinlagen immer wieder, den Betrachter mitzureißen. Einprägsam ist schon die Eröffnungspassage, in der sich ‚Die Älteste‘ und Kaecilius bekämpfen, wobei sich ihre Umgebung, ähnlich wie in Christopher Nolans Traum-Mindfuck Inception, in alle Richtungen verschiebt und aufklappt. Die Parallelen sind offensichtlich, fallen aber nicht negativ ins Gewicht, weil Doctor Strange – das unterstreicht auch eine gleichartige Sequenz zu einem späteren Zeitpunkt – eigene Akzente setzen kann. Spektakulär gerät darüber hinaus der Moment, in dem Tilda Swintons Figur den Titelhelden auf eine Reise durch unterschiedliche Dimensionen schickt, die aufgrund knalliger Farben und irrwitziger Impressionen wie ein wilder LSD-Trip anmutet. Hier und anderswo wird reichlich Augenschmaus geboten. Eine vollends runde Sache ist der mittlerweile vierzehnte Film des Marvel Cinematic Universe deshalb aber nicht.

Doctor Strange

Es wächst und gedeiht. Gemeint ist das sogenannte „Marvel Cinematic Universe“, kurz „MCU“ genannt, die 2008 gestartete, zusammenhängende Reihe von Comic-Verfilmungen aus dem Hause Marvel. Phase drei des Leinwandgroßprojekts wurde im April 2016 mit dem gelungenen Captain-America-Blockbuster „The First Avenger: Civil War“ eingeläutet und findet mit „Doctor Strange“, einem Neuzugang im Franchise, nun ihre Fortsetzung.
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Meinungen

LOthar Oerderj · 26.11.2016

Schwache Handlung, nicht sehenswert.
Tolle Effekte, allerdings nur für PC-Freaks , die Ahnung oder eine Vorstellung besitzen, solche herzustellen.Für mich, fast 70 Jahre, nicht sehenswert.