Die sieben Samurai

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Donnerstag, 30. Juli 2015, ARTE, 20:15 Uhr

Da begibt sich die Delegation eines armen Bauerndorfes im Japan des 16. Jahrhunderts in die Stadt, um dort nach geeigneten und willigen Kriegern Ausschau zu halten, die bereit sind, die Landleute und ihre Familien vor einer Bande habgieriger Banditen zu verteidigen. Mehr als karge Nahrung haben die unbeholfenen, verzweifelten Bauern jedoch im Gegenzug für die Unterstützung gegen rund vierzig bewaffnete Räuber, die ihnen die spärliche Jahresernte abpressen wollen, nicht anzubieten, so dass sich die Suche nach einsatzbereiten Samurai zunächst äußerst schwierig ausnimmt.
Dieser berühmte, ja legendäre Schwarzweißfilm von Akira Kurosawa aus dem Jahre 1954 gilt nicht nur innerhalb des Genres der asiatischen Actiondramen als seinerzeit innovatives wie wegweisendes Werk der Meisterklasse, sondern ist auch heute noch regelmäßig auf etlichen internationalen Ranglisten der besten Filme überhaupt verortet. Die sieben Samurai als damals kostspieligster japanischer Film jemals markiert filmgeschichtlich allein durch seine hohen Produktionskosten von über 200 Millionen Yen, seine oppulente Originallänge von 207 Minuten sowie durch seinen dramaturgischen Aufbau als Heldengruppendrama die Entstehung einer neuen cineastischen Ära, die spannende Action mit ausführlichen Charakterzeichnungen verknüpft und Generationen von Filmemachern in diesem Sinne nachhaltig inspiriert.

Als die bedrohten Bauern den in die Jahre gekommenen Krieger Kambei (Takashi Shimura) dabei erleben, wie er mit eindrucksvoller Gelassenheit und gewaltfrei einen Konflikt löst, bei dem ein kleines Kind in Gefahr geraten ist, heften sie sich an seine Fersen und können den umherziehenden Rônin – das ist ein gerade herrenloser Samurai – schließlich tatsächlich dazu bewegen, sich für die Dorfgemeinschaft zu engagieren. Kambei gelingt es, noch fünf weitere Kämpfer zu rekrutieren, und mit dem kauzigen Kikuchiyo (Toshirō Mifune), der sich von der Truppe angezogen fühlt und ihr aufs Land folgt, ziehen sieben Krieger mit der Delegation ins Dorf ein, um dieses sorgfältig auf den erwarteten Angriff der Räuberbande vorzubereiten. Allerdings zeigen sich die Bauern den Samurai gegenüber anfangs enorm misstrauisch, und auch die Ausbildung der Landarbeiter zu brauchbaren Kämpfern gestaltet sich wenig erfolgversprechend. Doch es ist ausgerechnet der exzentrische Kikuchiyo, der das Verhältnis der unterschiedlichen Gruppen untereinander gehörig aufzulockern vermag, so dass bald eine fruchtbare Zusammenarbeit entsteht …

In der gesamten Inszenierung wie in unzähligen filigranen Details entwickelt sich Die sieben Samurai in seiner epischen Ausprägung zu einem ambivalenten Drama von außergewöhnlicher formaler wie inhaltlicher Impressionskraft mit anhaltender und dauerhafter Wirkungsmacht. So wie die Protagonisten in bewegendem Schauspiel rasch zu emotional berührenden Figuren avancieren, deren Schicksal sich durch die Entfernung von Jahrhunderten und kulturelle Klüfte seinen Weg zum gerade modernen Zuschauer zu bahnen vermag, erschaffen auch signifikante Begebenheiten eine Stimmung der Nähe und der geradezu universellen Symbolhaftigkeit in Richtung Betrachter. Sich diesen vielschichtigen Film an einem verregneten Sommerabend anzuschauen, dürfte angesichts der meteorologischen Referenz zum atmosphärisch bedeutsamen Schluss einen ganz besonderen Genuss darstellen, ungeachtet des Umstandes, dass Die sieben Samurai eben eines jener Filmerlebnisse darstellt, die durch wiederholte Sichtung nur gewinnen – bei jedem Wind und Wetter.

Die sieben Samurai

Da begibt sich die Delegation eines armen Bauerndorfes im Japan des 16. Jahrhunderts in die Stadt, um dort nach geeigneten und willigen Kriegern Ausschau zu halten, die bereit sind, die Landleute und ihre Familien vor einer Bande habgieriger Banditen zu verteidigen.
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