Die schwarzen Brüder (2013)

Eine Filmkritik von Sophie Charlotte Rieger

Ein Kindermärchen mit wahrem Hintergrund

Basierend auf dem Roman von Lisa Tetzner und Kurt Kläber (Die rote Zora und ihre Bande) erzählt der Schweizer Regisseur Xavier Koller in Die schwarzen Brüder von einem düsteren Kapitel der Geschichte seines Landes. Mitte des 19. Jahrhunderts verkauften Schweizer Familien aus finanzieller Not ihre Söhne nach Norditalien, wo sie als Kaminfegerbuben („Spazzacamini“) arbeiteten. Die harte Arbeit und die schwierigen Lebensumstände führten zu schweren, manchmal gar tödlichen Erkrankungen, so dass nur ein kleiner Teil dieser Kinder in seine Heimat und zu seiner Familie zurückkehren konnte.

Von eben jenen „Spazzacamini“ erzählt Die schwarzen Brüder. Um seiner Mutter die lebensnotwendige Konsultation eines Arztes zu ermöglichen, lässt sich Giorgio (Fynn Henkel) an den verschlagenen Menschenhändler Luini (Moritz Bleibtreu) verkaufen. Bereits auf der Reise vom Tessin nach Mailand kommt ein Großteil der Kinder ums Leben. Doch auch den Übrigen ergeht es schlecht. Viele Jungen werden von ihren Schornsteinfegermeistern verprügelt. Giorgio muss mit wenig Nahrung auskommen und wird nachts in einem Bretterverschlag eingesperrt. Unter der Leitung von Alfredo (Oliver Ewy) jedoch beginnen sich Die schwarzen Brüder zu organisieren. Sie setzen sich nicht nur gegen die örtliche Bande zur Wehr, die ihnen das Trinkgeld abnimmt, sondern beschließen auch, Luini das Handwerk zu legen.

Die schwarzen Brüder ist ein reines Jungsabenteuer. Bis auf Angeletta (Ruby O. Fee), die lungenkranke Tochter von Giorgios Meister, an die der „Spazzacamino“ natürlich umgehend sein Herz verliert, dominieren hier männliche Darsteller das Geschehen. Dabei kann die Nebenfigur Alfredo bedauerlicherweise deutlich mehr Präsenz entwickeln als der eigentliche Held der Geschichte. Dies liegt nicht nur an Alfredos Führungsposition in der Bande, sondern vor allem an der überzeugenden Schauspielleistung Oliver Ewys, neben der Fynn Henkel tatsächlich etwas blass erscheint.

Auch entwickelt Alfredos Geschichte in der Misshandlung durch seinen Meister und der folgenden schweren Erkrankung deutlich mehr Dramatik als die Haupthandlung. Insgesamt fehlt es Die schwarzen Brüder an einer funktionierenden Storyline, einer durchgängigen Agenda des Helden. Statt eines die gesamte Geschichte umspannenden roten Handlungsfadens, verfügt Die schwarzen Brüder nahezu über eine episodische Struktur, die nur wenig Spannung entwickeln kann. Die Konflikte der einzelnen Handlungsfragmente werden auf geradezu triviale Weise aufgelöst, die selbst jungen Zuschauer unglaubwürdig erscheinen muss. Auch wirkt die Erzählung teilweise inkohärent, als wären bei der Adaption des Romans entscheidende Passagen ausgelassen worden. So schließen sich Die schwarzen Brüder beispielsweise gen Ende des Films trotz anfänglicher Skepsis mit dem örtlichen Priester (Richy Müller) zusammen, ohne dass die Entwicklung dieser Beziehung durch die Geschichte erklärt würde.

Die schwarzen Brüder macht es sich oft zu einfach und droht damit seine Zuschauer für dumm zu verkaufen. Verfeindete Banden geben sich plötzlich die Hand und trotz einer realistischen, düsteren und durchaus tragischen Erzählung gestaltet Xavier Koller sein Finale schließlich auf nahezu komödiantische Weise als typisches Kinderfilmende. Die Bösen erhalten ihre gerechte Strafe und die Guten leben glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende. Ende gut, alles gut. Zu allem Übel wird schließlich die Moral noch mit dem Holzhammer verabreicht: „Man kann alles erreichen, wenn man Freunde hat“. Statt diese Botschaft subtil auf der Erzählebene zu transportieren, wird sie wie eine Moralpredigt für Dumme vorgetragen und verliert gerade dadurch ihre Relevanz. Und so kann auch das überzeugende historische Setting nichts daran ändern, dass Die schwarzen Brüder letztlich weniger wie eine mitreißende Abenteuergeschichte und eher wie ein schlecht erzähltes Kindermärchen wirkt.
 

Die schwarzen Brüder (2013)

Basierend auf dem Roman von Lisa Tetzner und Kurt Kläber („Die rote Zora und ihre Bande“) erzählt der Schweizer Regisseur Xavier Koller in „Die schwarzen Brüder“ von einem düsteren Kapitel der Geschichte seines Landes. Mitte des 19. Jahrhunderts verkauften Schweizer Familien aus finanzieller Not ihre Söhne nach Norditalien, wo sie als Kaminfegerbuben („Spazzacamini“) arbeiteten.

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Meinungen

Hännes Kunfermann · 21.12.2022

Bei ihrer Kritik in sllen Ehren haben sie nach Ratio Recht. Doch ist der Film nicht dszu da die Phantasie anzukurbeln und Samen zu Pflanzen. Also schaltet bei Kritiken das Hirn aus und das Herz ein. Es beflügelt die,Phantasie und das Undenkbare.