Der Geheimbund von Suppenstadt

Eine Filmkritik von Falk Straub

Nur 48 Stunden

In Estland hat Der Geheimbund von Suppenstadt das beste Startwochenende aller Zeiten hingelegt. Margus Pajus Abenteuerfilm um vier Freunde auf Rettungsmission beweist, dass für gelungenes Kinderkino nicht immer teure Spezialeffekte und rasante Action nötig sind.
Ginge es nach Hannes Haljandi (Ott Aardam), dann träte die zehnjährige Mari (Olivia Viikant) später einmal in seine Fußstapfen. Doch die Tochter des vielbeschäftigten Ballettregisseurs beschreitet längst andere Pfade als der liebe Herr Papa. Statt die ungeliebten Tanzschuhe zu schnüren, schlägt sie sich mit ihren Freunden in die Büsche. Wenn die mutige Sadu (Arabella Antons), der mürrische Olav (Hugo Soosaar) und der schüchterne Anton (Karl Jakob Vibur) gemeinsam mit der aufgeweckten Protagonistin auf Schatzsuche gehen, lässt im estnischen Tartu und dessen Viertel Suppenstadt Indiana Jones grüßen.

Maris Großvater Peeter (Tiit Lilleorg) denkt sich die Rätsel aus, von denen vor allem Olav so langsam die Nase voll hat. Dessen Interesse ist aber schnell wieder geweckt, als ein Maskierter während eines Straßenfests die Freigetränke mit einem mysteriösen Elixier vergiftet. Auch für dieses Problem hat der Großvater eine Lösung parat, weiß er doch, wo das Gegenmittel versteckt sein könnte. Da den vier Freunden aber selbst Maris Mutter Reet (Evelin Võigemast) nicht glaubt, sind sie auf sich allein gestellt.

Während nicht wenige Kinderfilme auch bei geringer Altersfreigabe auf handfeste Action mit sinistren Bösewichten setzen, zeigt Der Geheimbund von Suppenstadt, dass es auch mit Köpfchen funktioniert. Die Bedrohung geht hier nicht von bewaffneten Ganoven, sondern von einer Krankheit aus, die die Erwachsenen wieder zu Kindern macht. Gefährlich ist das allemal. Denn ohne Gegenmittel in den nächsten 48 Stunden blieben Großvater Peeter & Co. für immer infantil. Originell und witzig ist das obendrein, wenn der Bürgermeister mitten auf der Straße mit Papierschiffchen in einer Pfütze planscht oder Sadu fortan ihre Eltern ins Bett bringen muss und nicht umgekehrt. Und spannend ist das allein schon deshalb, weil der fiese Nachbarsjunge Leo (Sten-Markus Rohtla) und seine Truppe für den Maskierten und gegen die vier Freunde arbeiten.

Ganz frei von Verfolgungsjagden ist freilich auch Der Geheimbund von Suppenstadt nicht. Diese bleiben zunächst auf Fahrräder beschränkt, bevor im großen Finale auch mal ein Motorboot ran darf. Regisseur Margus Paju zeigt dabei, wie dynamisch (Kinder-)Kino dank versierter Kameraarbeit und Montage ganz ohne überbordende Effekte und billige Tricks sein kann. Die größte Dynamik steckt derweil aber in der Figurenkonstellation, die die wunderbaren Jungdarsteller sehr überzeugend vermitteln. Die größte Spannung liegt wiederum in der Lösung des Rätsels. Und die zaubert Paju farbenprächtig und mit viel Liebe zum Detail als ebenso einfalls- wie abwechslungsreiche Schnitzeljagd auf die Leinwand.

Der Geheimbund von Suppenstadt

In Estland hat „Der Geheimbund von Suppenstadt“ das beste Startwochenende aller Zeiten hingelegt. Margus Pajus Abenteuerfilm um vier Freunde auf Rettungsmission beweist, dass für gelungenes Kinderkino nicht immer teure Spezialeffekte und rasante Action nötig sind.
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