Der Chor - Stimmen des Herzens

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Singen, um zu wachsen

Ein 12-jähriger Junge (Garrett Wareing) verliert mit dem Tod seiner Mutter, einer Alkoholikerin, sein Zuhause. Der Vater (Josh Lucas), der ihn nicht kennt, will nur für seinen Unterhalt zahlen, ihn aber nicht in seine Familie aufnehmen. Stet, wie der zu Aggressionen neigende Junge heißt, hat aber engagierte Fürsprecher wie die Rektorin seiner Schule (Debra Winger), die findet, dass er gut genug singt für den National Boychoir, einen der besten Knabenchöre der Welt. So kommt Stet nicht zu einer Pflegefamilie, sondern ins Internat des Chors, an die Ostküste, wo er allerdings sofort mit gravierenden Problemen konfrontiert wird: Er kann weder Noten lesen, noch beherrscht er die Musiktheorie. Vor allem aber lässt ihn Carvelle (Dustin Hoffman), der gottgleiche Chorleiter, links liegen. Er ist überzeugt, dass es Stet an der nötigen Willensstärke fehlt.
In dem Coming-of-Age-Film Der Chor – Stimmen des Herzens dient die Musik als Richtschnur für eine persönliche Entwicklung, während der die biologische Uhr tickt. Selbst wenn sich Stet noch so sehr anstrengt, der Stimmbruch wird diesem Weg ein Ende bereiten. Aber dann wird er vielleicht auch mit der Erfahrung gerüstet sein, zum Beispiel in der Hinsicht wie es gelingen kann, sein Potenzial zu entfalten.

Der kanadische Regisseur François Girard hat sein Faible für musikalische Stoffe schon wiederholt unter Beweis gestellt, etwa mit 32 Variationen über Glenn Gould oder dem mit einem Oscar für die beste Musik prämierten Die rote Violine. Stet hat einen schweren Weg vor sich, aber die Geschichte hält sich nicht lange mit den Verletzungen, der Not des Jungen auf, sondern schaut pragmatisch nach vorne. So wirkt die Inszenierung, was die zwischenmenschlichen Beziehungen angeht, zurückhaltend und beiläufig. Stet bekommt immer wieder kurzfristig Hilfe an entscheidenden Stellen – selbst von seinem Vater, der ihn vor seiner Frau und den beiden Töchtern versteckt — , aber die meiste Zeit ist er auf sich gestellt. Selbst als Carvelle ihn zunehmend anerkennt, unterstützt er Stet vor allem indirekt, indem er ihm zeigt, dass er hierher gehört. Für Dustin Hoffman ist die Rolle des strengen Chorleiters, der sich einen Schutzpanzer der Unnahbarkeit zugelegt hat, wie geschaffen, denn er kann so gut durchblicken lassen, dass es noch eine andere Wahrheit hinter den Worten gibt.

Stets Geschichte wird flankiert von Rivalitäten im Internatsalltag. Der bislang unangefochtene Starsänger Devon (Joe West) fühlt sich so herausgefordert, dass er zu fiesen Mitteln greift. Und auch die Lehrer selbst sind sich nicht immer einig, haben ihre Lieblingsschüler und die eigene Karriere im Blick. Die Nebenrolle der resoluten Rektorin, die die Egos der Lehrer gelegentlich bändigen muss, bietet ein vergnügliches Wiedersehen mit Kathy Bates.

Der relativ nüchterne, vordergründig distanziert wirkende Blick des Films auf seine Figuren wird durch die intensive visuelle und akustische Ästhetik kontrastiert. Stet und die anderen Kinder singen sakrale Musik zum Beispiel von Händel und treten auf Tournee oft in Kirchen auf. Selbst zu dem alten Schulgebäude gehört eine kleine Kirche in der geübt wird. Das Licht, das durch die bunten Fensterscheiben fällt, die Architektur, die Erhabenheit der reinen Knabenstimmen bilden eine Einheit, in der die Kompositionen ihre ganze Pracht entfalten kann. Oft begleitet Chorgesang die Handlung auch aus dem Off. Die American Boychoir School in Princeton, New Jersey, die dem Film als Vorbild diente, wirkt darin auch musikalisch mit. Der Moment, wenn Stet in der Riverside Cathedral in New York das hohe D singt, mag flüchtig sein. Aber es sind wohl Höhenflüge wie dieser, die einen mit der Vergänglichkeit des Lebens versöhnen.

Der Chor - Stimmen des Herzens

Ein 12-jähriger Junge (Garrett Wareing) verliert mit dem Tod seiner Mutter, einer Alkoholikerin, sein Zuhause. Der Vater (Josh Lucas), der ihn nicht kennt, will nur für seinen Unterhalt zahlen, ihn aber nicht in seine Familie aufnehmen. Stet, wie der zu Aggressionen neigende Junge heißt, hat aber engagierte Fürsprecher wie die Rektorin seiner Schule (Debra Winger), die findet, dass er gut genug singt für den National Boychoir, einen der besten Knabenchöre der Welt.
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Meinungen

chris · 20.09.2015

Dieser Film war für Musikliebhaber eine Freude.Es hat alles gepaßt,die Handlung,die Darsteller,ich kann ihn nur empfehlen!!!!