Der Boxer

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Mittwoch, 14. März 2012, ARTE, 20:15 Uhr

Es ist regelmäßig keine leichte Kost, wenn der irische Filmemacher Jim Sheridan Regie führt, denn seine Geschichten erzählen von Menschen in existenziellen Krisen innerhalb eines widrigen sozialen Umfelds oder vor politisch brodelndem Hintergrund. Dabei konzentrieren sich seine Filme seit seinem Spielfilmdebüt Mein linker Fuß / My Left Foot: The Story of Christy Brown aus dem Jahre 1989 auf die filigranen Emotionalitäten seiner Figuren, deren differenzierte und sensible Darstellung zu den herausragendsten Qualitäten von Jim Sheridan zählen. In Der Boxer von 1997, der sich vor dem bedrückenden Szenario des Nordirlandkonflikts ereignet, sind es Emily Watson (Breaking the Waves, 1996, Geliebte Lügen / Separate Lies, 2005, Gefährten / War Horse, 2011) und Daniel Day-Lewis (Mein wunderbarer Waschsalon / My Beautiful Laundrette, 1985, Gangs of New York, 2002, Nine, 2009), die als Hauptdarsteller mit schwelender Intensität brillieren.
Als der einstige IRA-Aktivist Danny Flynn (Daniel Day-Lewis) Mitte der 1990er Jahre nach langen vierzehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, hat er sich längst von seinen politischen Gefährten zurückgezogen. Gemeinsam mit seinem früheren Manager Ike (Ken Stott) eröffnet der passionierte Boxer Danny nun in seinem alten Viertel in Belfast eine Boxschule jenseits der herrschenden Konfessionsgrenzen, die katholische wie protestantische Jugendliche gleichermaßen aufnimmt. Bei dem extremistischen IRA-Kämpfer Harry (Gerard McSorley) kommt dieser Gesinnungswandel Dannys gar nicht gut an, auch wenn sich die IRA-Führung um Joe Hamill (Brian Cox) gerade für eine friedlichere Gangart mit den Briten einsetzt. Brisant ist jedoch für Hamill, dass sich Danny wieder mit seiner verheirateten Tochter Maggie (Emily Watson) trifft, die ihren Sohn Liam (Ciarán Fitzgerald) allein erzieht, da ihr Mann für längere Zeit im Gefängnis ist und die IRA auf die moralische Unterstützung der Familien der Inhaftierten setzt. Doch trotz ihrer Loyalitätskonflikte, ihrem Mann treu zu bleiben, lässt Maggie wieder eine enge Verbundenheit mit Danny zu, der einst ihre große Jugendliebe war und ihr noch immer starke Empfindungen zuträgt. Als der junge Liam allerdings bemerkt, dass sich seine Mutter heimlich mit Danny trifft, stiftet er seine Freunde an, mit ihm Feuer in der Boxschule zu legen …

Der Boxer, der seinerzeit im Wettbewerb der Berlinale lief und dort mit dem Leserpreis der Berliner Morgenpost ausgezeichnet wurde, den Goya als Bester europäischer Film gewann und unter anderem für zwei Golden Globes nominiert war, stellt ein spannendes Liebesdrama mit bewegender Tiefe dar, das die persönlichen Dimensionen ganz hervorragend mit den sozial-politischen verwebt. Jim Sheridan fokussiert hier deutlich die irische Perspektive, wobei seine Botschaft nicht zuletzt mit der Figur des Boxers Danny in einer Absage an die gewalttätigen Eskalationen zu verorten ist, auch wenn das zugespizte Ende dieses atmosphärisch dichten und mit starken Bildern beeindruckenden Films darauf hindeutet, wie problematisch sich dies auch innerhalb der IRA gestaltet hat.

Der Boxer

Es ist regelmäßig keine leichte Kost, wenn der irische Filmemacher Jim Sheridan Regie führt, denn seine Geschichten erzählen von Menschen in existenziellen Krisen innerhalb eines widrigen sozialen Umfelds oder vor politisch brodelndem Hintergrund. Dabei konzentrieren sich seine Filme seit seinem Spielfilmdebüt „Mein linker Fuß“ / „My Left Foot: The Story of Christy Brown“ aus dem Jahre 1989 auf die filigranen Emotionalitäten seiner Figuren, deren differenzierte und sensible Darstellung zu den herausragendsten Qualitäten von Jim Sheridan zählen.
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