Der Auslandskorrespondent

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Montag, 2. November 2009, ARTE, 21:00 Uhr

Als sich im politisch unruhigen Europa Ende der 1930er Jahre der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs abzeichnet, wird der US-amerikanische Journalist John Jones (Joel McCrea) unter dem Decknamen Huntley Haverstock dorthin entsandt, um die prekäre Situation vor Ort zu beobachten und Kontakt zu Diplomaten und Kriegsgegnern aufzunehmen. Doch kaum ist er angekommen, wird praktisch vor seinen Augen ein Attentat auf den holländischen Politiker Van Meer (Albert Bassermann) verübt, der im Besitz geschützter Informationen zum Bündnisvertrag sein soll, die möglicherweise den Krieg noch verhindern können. Bei dieser angeblichen Geheimklausel handelt es sich allerdings um das von Regisseur Alfred Hitchcock erfundene filmische Stilmittel eines „MacGuffins“, das lediglich dramaturgischen Zwecken dient und letztlich inhaltlich nicht von Bedeutung ist, auch wenn sich augenscheinlich alles darum dreht.
Gemeinsam mit der wachen, engagierten Carol Fisher (Laraine Day) und dem eher kauzigen Kollegen Ffolliott (George Sanders) findet Jones allmählich heraus, dass es sich bei dem Attentat auf Van Meer um eine fingierte Aktion gehandelt hat und der Politiker stattdessen Opfer einer Entführung wurde, bei der Carols Vater Stephen Fisher (Herbert Marshall), der Vorsitzender einer pazifistischen Organisation ist, seltsamerweise seine Hände mit im Spiel hat …

Der Auslandskorrespondent von 1940 erschien ursprünglich 1961 als stark gekürzte, politisch im Hinblick auf die nationalsozialistischen Machenschaften abgemilderte Fassung unter dem Titel Mord in den deutschen Kinos, in der übrigens Harald Juhnke den Hauptdarsteller Joel McCrea synchronisierte. Erst 1986 entstand die deutsche Synchronisation dieser Version, die sich auch beim Titel wieder eng am US-amerikanischen Original orientierte. Seinerzeit wurde der Film in sechs Kategorien – unter anderem für das Beste Drehbuch – für den Oscar nominiert, ging aber bei der Preisverleihung letztlich leer aus.

Auch wenn Der Auslandskorrespondent seine Geschichte vor dem historischen Hintergrund entfaltet, handelt es sich doch eher um einen mysteriösen Thriller um Schein und Sein, der die politischen Aspekte und Zusammenhänge nur peripher thematisiert. Alfred Hitchcock, der ursprünglich den Auftrag hatte, aus dem Stoff des autobiographischen Romans Personal History von Vincent Sheean aus dem Jahre 1935 einen US-amerikanischen Propagandafilm zur Unterstützung Englands im Kampf gegen Nazi-Deutschalnd zu inszenieren, hat sich letztlich mit seiner gewohnten Eigenwilligkeit durchgesetzt und dem Film eine politisch sehr zurückhaltende Ausprägung verpasst, die nur wenig von der literarischen Vorlage entlehnt hat. So stellt Der Auslandskorrespondent einen geschickt konstruierten, mit einigem Humor gespickten Höchstspannungsstreifen dar, der bei niveauvoller Filmkunst beste Unterhaltung bietet.

Der Auslandskorrespondent

Als sich im politisch unruhigen Europa Ende der 1930er Jahre der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs abzeichnet, wird der US-amerikanische Journalist John Jones (Joel McCrea) unter dem Decknamen Huntley Haverstock dorthin entsandt, um die prekäre Situation vor Ort zu beobachten und Kontakt zu Diplomaten und Kriegsgegnern aufzunehmen.
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Meinungen

Martin Zopick · 28.02.2024

In diesem etwas angestaubten Hitchcock wird den bösen Nazis nicht viel Platz eingeräumt und das ist auch gut so. Das trägt auch nicht unbedingt zur Dramatik bei. Es ist halt einer in der langen Reihe von alliierten Propagandafilmen von 1940, die man heute getrost vergessen kann.
Die erste halbe Stunde ist an Langeweile fast nicht zu überbieten. Und die Lovestory ist ziemlich dämlich. Nur beim Flugzeugabsturz sind dramatische Aufnahmen gelungen. Außerdem sind noch ein paar Szenen recht ansehnlich geraten. Unterm Strich kann man sagen der Streifen sollte weiterhin im Archiv ruhen. Sanft, aber ruhen.