Darkland

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Die dunkle Seite

Der Herzchirurg Zaid (Dar Salim) führt ein nahezu perfektes Leben: Bei der Arbeit wird er respektiert, er wohnt mit seiner Freundin Stine (Stine Fischer Christensen) in der spektakulären Gemini Residence in Kopenhagen und die beiden erwarten ihr erstes Kind. Aber es gibt auch seinen Bruder Yasin (Anis Alobaidi), der sich mit den falschen Leuten eingelassen hat und gleich zu Beginn von Darkland gezwungen wird, eine Bank zu überfallen. Als dieser Überfall schiefläuft, sucht er Hilfe bei Zaid – doch der weist ihn ab. Kurze Zeit später wird Yasin schwer verletzt aufgefunden. Die Ärzte können nichts mehr für ihn tun und Zaid muss hilflos zusehen, wie er stirbt. Die Polizei interessiert sich nicht für diesen Fall, sie sehen in ihm eine Abrechnung unter Verbrechern. Und so bleibt Zaid allein mit seinem Wunsch nach Rache.

Ärzte, die zu Rächern werden, gab es gerade erst in Balthasar Kormákurs Der Eid, allerdings geht es in Fenar Ahmads Darkland nicht mehr darum, ein Kind zu retten, sondern einen Toten zu rächen. Insbesondere anfangs nimmt sich Fenar Ahmad viel Zeit, um die verschiedenen Milieus und seine Hauptfigur zu etablieren, ehe er sich dann immer tiefer auf den Pfad der Gewalt und Rache begibt. Damit ist Darkland insbesondere im ersten Drittel eine interessante Spielart des revenge thrillers, in der auch Themen wie Integration und Migration verhandelt werden. Während Zaids Vater auf dem Sofa sitzt und sich Nachrichten aus dem Irak anschaut und Yasin es nie aus dem Wohnblock herausgeschafft ist, ist Zaid vorbildlich integriert und sieht sich als Däne. Aber insbesondere im Kontakt mit der Polizei – hier in Person des Ermittlers Claus (Roland Møller) – muss er erfahren, dass ihm das alles nur wenig bringt, wenn er Hilfe braucht. Außerdem gibt es hunderte junge Männer, die diesen Ausweg niemals gefunden haben. Und zu ihnen gehörte sein Bruder.

Im weiteren Verlauf des Films spielt dieser Aspekt der Handlung leider nur eine untergeordnete Rolle, auch wird Stine Fischer Christensen letztlich auf die Funktion begrenzt, dem Helden eine emotionale Verletzlichkeit zu geben. Dabei könnte sie auch die alteingesessenen Dänen repräsentieren, die bestimmte Probleme gar nicht kennen – jedoch bleibt sie letztlich ein Beispiel für das private Opfer, das Zaid bringen muss. Stattdessen konzentriert sich Fenar Ahmad nämlich auf sehr gut gemachte Actionsequenzen, die auch dank der guten Kameraarbeit von Kasper Tuxen Eindruck zu hinterlassen. Hier zeigt sich eine andere Seite des oftmals beschworenen Realismus insbesondere dänischer Thriller: Obwohl Zaid anfangs gut in Form scheint, beginnt er seine Rache mit einem ausgefeilten Training – er boxt, er kämpft, er spritzt sich Mittel, übt mit einer schusssicheren Weste herumzulaufen usw. Diese Vorbereitungen erinnern ein wenig an Rocky – der Triumph des Underdogs gegen den übermächtig erscheinenden Gangsterboss Semion (Ali Sivandi) kommt in Darkland aber zu einem weitaus höheren Preis.
 

Darkland

Der Herzchirurg Zaid (Dar Salim) führt ein nahezu perfektes Leben: Bei der Arbeit wird er respektiert, er wohnt mit seiner Freundin Stine (Stine Fischer Christensen) in der spektakulären Gemini Residence in Kopenhagen und die beiden erwarten ihr erstes Kind. Aber es gibt auch seinen Bruder Yasin (Anis Alobaidi), der sich mit den falschen Leuten eingelassen hat und gleich zu Beginn von „Darkland“ gezwungen wird, eine Bank zu überfallen.

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