City of God

Die andere Seite des Zuckerhuts

Rio de Janeiro abseits der Postkartenidylle und Samba-Nostalgie: In dem Elendsviertel mit dem zynischen Namen Cidade de Deus, haben die dort aufwachsenden Kinder nur die Wahl, sich für einen Hungerlohn zu verdingen oder ihr Glück als Gangster zu versuchen. Klar, wie sich viele der Kids entscheiden. Nur Buscapé (Alexandre Rodrigues) träumt von einer Karriere als Fotoreporter, doch sein Wunsch scheint zunächst nicht realisierbar. Stattdessen wird er früh mit der alltäglichen und unvermeidbaren Gewalt konfrontiert, ohne die in diesem Klima der Hoffnungslosigkeit anscheinend nichts mehr geht. Doch anders als Locke (Leandro Firmino da Hora) und Bené bleibt Buscapé ein Zuschauer und ist demzufolge auch der Erzähler des Films, der die Handlung begleitet, kommentiert und festhält. So lange er denken kann, waren Gewalt und die „Heldentaten“ der marodierenden Jugendbanden integraler Bestandteil des Ghettolebens. Kein Wunder also, dass auch die Gang um Locke davon träumt, zu den Königen der Stadt Gottes aufzusteigen. Tatsächlich schafft es die Bande auch, sich mit Härte und Skrupellosigkeit gegen die Älteren durchzusetzen, doch es wächst bereits die nächste Generation des Slums heran – ein Kreislauf der Gewalt, der immer neue, jüngere und rücksichtslosere Killer produziert, Mörder, die noch Kinder sind….
City of God / Cidade de Deus ist ein Film, der wie kaum ein anderer unter die Haut geht und noch lange im Kopf der Zuschauer nachwirkt. Dem brasilianischen Regisseur Fernando Meirelles, dessen neuestes Werk Der Ewige Gärtner / The Constant Gardener gerade in den Kinos startet, ist mit diesem Film ein atemberaubendes und beängstigend vibrierendes Meisterwerk gelungen, dessen Schonungslosigkeit und Authentizität Hollywood weit in den Schatten stellt. Meisterhaft spannt sich der Bogen der Erzählung über zwei Jahrzehnte, von den glorifizierten Anfängen in den Sechzigern bis in die kalten Achtziger. Um möglichst nah am wahren Leben in den Elendsvierteln Rios dran zu sein, verzichtete Meirelles auf professionelle Schauspieler, sondern rekrutierte den Cast aus den Favelas, und bereitete die Kids in einem sechsmonatigen Workshop auf ihre Rollen vor – ein Glücksfall für das Kino. Denn binnen kürzester Zeit glaubt man sich nicht mehr in einem Spielfilm, sondern fühlt sich als Mitglied der Jugendbande und ist am Ende froh, ebenso wie Buscapé der Hölle auf Erden entkommen zu sein. Vor den Bildern und Geschichten, die Fernando Meirelles gemeinsam mit seiner Co-Regisseurin Kátia Lund nach dem Roman des Ghetto-Überlebenden Paulo Lins finden, gibt es allerdings kein Entrinnen.

City of God

Rio de Janeiro abseits der Postkartenidylle und Samba-Nostalgie: In dem Elendsviertel mit dem zynischen Namen Cidade de Deus, haben die dort aufwachsenden Kinder die Wahl, sich für einen Hungerlohn zu verdingen oder ihr Glück als Gangster zu versuchen.
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