Budrus

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Die Geschichte des kleinen Dorfes Budrus in Palästina, nahe der israelischen Grenze, ist eine dieser Stories, die man erstmal für ein Märchen hält. Im Zuge des Mauerbaus zwischen Palästina und Israel soll das Dorf von einer Mauer eingekesselt werden. Dabei werden fast alle Felder der Einwohner ins Niemandsland zwischen beiden Staaten verbannt und ihre Olivenbäume stehen vor der Rodung. Die Pläne der israelischen Arme würden den Bewohnern somit jegliche Existenzgrundlage entziehen. Um dies zu verhindern, versucht Ayed Morrar, der Kommunenvorstand einen Weg, den bisher im Nahen Osten noch keiner gegangen ist: den des passiven Widerstands.
Wäre dieser Film kein Dokumentarfilm, man würde es nicht glauben. Aber es ist wahr. Martin Luther King lebt in der West Bank erneut auf. Ayed Morrar, kein Mann mit großer Bildung, aber ein Mann, dem sein Dorf, seine Familie und sein Land mehr wert sind als sein Leben, macht von Anfang an klar, dass ganz Budrus bis zum Ende kämpfen wird. Aber nicht auf die übliche Art. Es werden keine Bomben gezündet, keine Steine geworfen. Es wird demonstriert. Der gewünschte Erfolg bleibt aus, bis Morrars 15-jährige Tochter einschreitet. Sie setzt durch, dass nicht nur Männer demonstrieren, sondern auch die Frauen, denn schließlich gehört das Land ja allen. Hier beginnt die eigentlich unglaublich Geschichte dieses Dorfes. Nicht nur entsteht hier die eine friedliche Gegenbewegung. Budrus ist auch noch Keimzelle der weiblichen Emanzipation. Tag für Tag geht man gemeinsam auf die Felder, um sein Überleben zu sichern. Die Fronten verhärten sich und junge, verzweifelte Menschen stehen sich gegenüber. Der Film porträtiert auch die Frauen und Männer auf der anderen Seite, junge Israelis, die Wehrdienst leisten (müssen) und sich Situationen ausgesetzt sehen, denen sie keineswegs Herr sind. Genauso wenig wie die interviewten Politiker auf beiden Seiten, die gar nicht wissen was man mit friedlichen Demonstranten anstellen soll. Schon hier ist Budrus ein kleines Wunder inmitten des entsetzlichen Leidens und Sterbens auf beiden Seiten. Doch nach wochenlangen Märschen wird die Gruppe der Demonstranten immer größer und reichert sich zudem mit pro-palästinensischen Israelis, Ausländern und Mitgliedern der sonst so verfeindeten Hamas und Fatah an.

Budrus ist wieder einmal ein Beispiel dafür, dass das Leben doch die unglaublichsten Geschichten schreibt und dass man manchmal einfach nur mit seiner Kamera zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein muss. Dabei schaffen es die Filmemacher sogar ihre Berichterstattung nicht auf eine der beiden Seiten kippen zu lassen. Es geht nicht darum wer Recht hat. Es geht um Respekt, Verständnis und Menschenwürde.

Budrus

Die Geschichte des kleinen Dorfes Budrus in Palästina, nahe der israelischen Grenze, ist eine dieser Stories, die man erstmal für ein Märchen hält. Im Zuge des Mauerbaus zwischen Palästina und Israel soll das Dorf von einer Mauer eingekesselt werden.
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Meinungen

Anka · 16.02.2010

Großartiger Film!! Beeindruckend ist der große Mut aller Beteiligten, der Menschen im Dorf, der Unterstützer aus Israel und dam Ausland und der Filmemacher. Es ist so wichtig zu zeigen, dass es nicht nur "Randale" gibt sondern dass mit dem gewaltlosen Widerstand auf allen Seiten und auf allen Ebenen viel mehr zu erreichen ist. Danke Ayed, danke Julia, danke allen Beteiligten! Möge Euer Weg der Beginn in eine neue Zeit sein!