Borgman

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Sie sind unter uns

Die Bedrohung lebt unter uns — und das ist im Falle von Alex van Warmerdams Spielfilm Borgman durchaus wörtlich zu verstehen. Der Film beginnt mit einer Menschenjagd. Mit Gewehr, Pistole und einem selbstgebauten Speer sowie einer Axt bewaffnet machen sich drei Männer im Wald auf die Jagd nach Männern, die — so erfahren wir schnell — dort in Erdlöchern hausen. Weil die Treibjagd auf die anscheinend harmlosen Höhlenbewohner aber misslingt, entkommen diese. Deren Anführer, Camiel Borgman (Jan Bijvoet), verschafft sich mit viel Dreistigkeit Zugang zum Haus der wohlhabenden Familie von Marina (Hadewych Minich) und Richard (Jeroen Perceval). Als Richard den vermeintlichen Landstreicher rüde zusammenschlägt, fühlt sich seine Frau moralisch dazu verpflichtet, den Fremden heimlich im Gartenhaus aufzunehmen und zu versorgen.
Camiel schleicht sich nicht nur in das Herz Marinas, sondern scheint darüber hinaus über fast magische Eigenschaften der Manipulation zu verfügen. Wie ein böser Nachtmar zieht er die Fäden, manipuliert und trickst und bringt das Gefüge des Ehepaares, ihrer drei Kinder und des dänischen Kindermädchens gehörig ins Wanken. Und erst mit der Zeit wird sich herausstellen, welches Ziel Camiel und seine Kumpane verfolgen…

Lange rätselt man über die Beweggründe der Eindringlinge in die wohlgeordneten Verhältnisse und geschickt weiß Alex van Warmerdam in seinem rabenschwarzen Thriller ein ums andere Mal, falsche Spuren und Hinweise zu legen, die den Zuschauer ebenso wie die Gutmenschen-Eltern immer wieder an der Nase herumführen. Obwohl kein Zweifel daran besteht, dass die Verschwörer finstere Ziele verfolgen, wirken sie gerade in ihrer Durchtriebenheit ziemlich sympathisch und die vermeintlichen Opfer derart bourgeois und verlogen, dass man dem Treiben mit wachsendem Vergnügen zuschaut und einfach nur darauf gespannt ist, wie sich das Ganze auflösen wird.

Teilweise durchaus drastisch, dann aber auch wieder hinreißend sarkastisch und mit spürbarer Lust an der satirischen Zuspitzung ist Borgman ein Film, der beispielsweise Fans von Ben Wheatleys Sightseers gefallen könnte. Dass der Film nun einen deutschen Verleiher erhalten hat und hierzulande in die Kinos kommt, stimmt hoffnungsvoll, dass sperriges, schwarzhumorig-sarkastisches, aber gleichwohl elegantes Kino doch noch eine Chance bekommt. Nur: Die Zuschauer sollten diese mittlerweile selten gewordenen Gelegenheiten auch ergreifen.

Borgman

Die Bedrohung lebt unter uns — und das ist im Falle von Alex van Warmerdams Spielfilm „Borgman“ durchaus wörtlich zu verstehen. Der Film beginnt mit einer Menschenjagd. Mit Gewehr, Pistole und einem selbstgebauten Speer sowie einer Axt bewaffnet machen sich drei Männer im Wald auf die Jagd nach Männern, die — so erfahren wir schnell — dort in Erdlöchern hausen.
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