Bollywood - Die größte Liebesgeschichte aller Zeiten

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ornament der Masse(n)

Bollywood und kein Ende – seit einigen Jahren schon erfreuen sich die Filme aus Indien auch in Europa großer Beliebtheit, was man auch daran ablesen kann, dass Shah Rukh Khan bei der Berlinale sogar die Superstars aus Hollywood in der Zuschauergunst (gemessen am Kreischpegel) locker aussticht und die Nachricht, der Schauspieler sei verschnupft und könne deshalb Berlin nicht beehren, für lange Gesichter und reichlich Tränen sorgt. Es ist also kein Wunder und war eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann sich ein Film einmal dem Phänomen des Bollywood-Kinos und seines globalen Erfolges widmen würde. Mit Bollywood — Die größte Liebesgeschichte aller Zeiten des Inders Rakeysh Omprakash Mehra und des Amerikaners Jeff Zimbalist wird diese Lücke nun geschlossen. Weil der Film ausgiebig in ausufernden Tanz- und Gesangseinlagen schwelgt und die nötigen Hintergrundinformationen daneben ein wenig in den Hintergrund geraten, ist Bollywood — Die größte Liebesgeschichte aller Zeiten vor allem ein Fest für diejenigen, die sowieso schon Fans der Werke aus Indien sind.
Man könnte den Dokumentarfilm auch als größtes Showreel der indischen Filmindustrie begreifen – darin und auch in der Machart gleicht er ähnlichen filmischen Anthologien, wie sie von manchen Hollywood-Studios in die Kinos gebracht wurden (That’s Entertaiment!, USA 1974 oder That’s Dancing!, USA 1985). Die zahlreichen Archivaufnahmen, die sich vor allem auf das indische Filmschaffen nach dem Ende der britischen Kolonialzeit konzentrieren, werden aufgelockert durch kurze Statements von Beteiligten wie Amitabh Bachchan, Aishwarya Rai Bachchan, Shammi Kapoor, Madhuri Dixit, Katrina Kaif und Shekhar Kapur. Dabei ist es durchaus von einigem Nutzen, wenn man als Zuschauer schon ein wenig Vorwissen über das Bollywood-Kino mitbringt, denn oftmals folgen die erläuternden Inserts nicht beim ersten Auftauchen, sondern erst später. Ein Vorgehen, das in ähnlicher Form auch für die ausgewählten Filmausschnitte gilt, so dass man manchmal in den ornamentalen Massenszenen und den ausufernden Tanz- und Gesangseinlagen die Orientierung verliert.

Möglicherweise war ja genau das die Absicht der Filmemacher: In ihrer Dokumentation nicht zu viel zu erklären, sondern viel eher das Gefühl, den Rausch und die Überwältigung, kurz: die Quintessenz des Bollywood-Kinos spürbar zu machen. Das ist ihnen zwar durchaus gelungen, doch wer sich generell schnell langweilt bei der Abfolge nahezu gleicher oder zumindest ähnlicher Choreografien, dessen Geduld wird hier bei manchen Passagen schon ein wenig auf die Probe gestellt. Den Fans des Bollywood-Kinos – und auf die dürfte der Film hauptsächlich abzielen – dürfte das egal sein. Denn wer sich für die Hintergründe und Informationen zum Thema interessiert, wird sowieso längst die einschlägigen Publikationen sein Eigen nennen.

Ein weiterer Vorteil der Kompilation liegt zudem in der Lauflänge – die liegt mit 81 Minuten um einiges unter der Spieldauer eines Bollywood-Films, der gerne mal zwei Stunden oder mehr in Anspruch nimmt. Doch wer ein echter Fan ist, nimmt das gerne auf sich, denn wo lässt es sich besser dem Alltag entfliehen als im Kino?

Bollywood - Die größte Liebesgeschichte aller Zeiten

Bollywood und kein Ende – seit einigen Jahren schon erfreuen sich die Filme aus Indien auch in Europa großer Beliebtheit, was man auch daran ablesen kann, dass Shah Rukh Khan bei der Berlinale sogar die Superstars aus Hollywood in der Zuschauergunst (gemessen am Kreischpegel) locker aussticht und die Nachricht, der Schauspieler sei verschnupft und könne deshalb Berlin nicht beehren, für lange Gesichter und reichlich Tränen sorgt.
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