Black Death

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Düstere Geschichtsstunde

Die Pest – im Mittelalter war das eine unvorstellbare Seuche, die in kurzer Zeit die Hälfte der Bevölkerung dahinraffen konnte. Aber solche Zahlen und abstrakte Fakten machen den Schrecken nicht wirklich greifbar, den der britische Horror-Spezialist Christopher Smith in seinem atmosphärisch überzeugenden Geschichtsepos Black Death einfängt. Die packend-düstere Stimmung dient allerdings auch dazu, auf ein paar genretypische Folterszenen vorzubereiten, die wohl vor allem eingefleischte Genre-Fans ansprechen dürften.
Der Film spielt im Jahr 1348, während einer der schwersten Epidemien, die ganz Europa heimsuchte. Inmitten von Chaos und Leichenbergen entsteht das Gerücht, es gebe tief in den Sümpfen ein abgeschiedenes kleines Dorf, das vom „Schwarzen Tod“ verschont bleibe. Der zuständige Bischof ist fest davon überzeugt, dass es dort nicht mit rechten Dingen zugehe und der Teufel seine Hand im Spiel habe. Er schickt seinen Gefolgsmann Ulrich (Sean Bean aus Herr der Ringe) mit ein paar schwer bewaffneten Soldaten in die Wildnis, um den Spuk aufzudecken und einen vermeintlichen Totenerwecker zur Strecke zu bringen.

Auf ihrem Weg kommen die gewaltbereiten Krieger in ein Kloster, wo sie den jungen Mönch Osmund (Eddie Redmayne) als ortskundigen Führer verpflichten. Der findet tatsächlich das geheimnisvolle Dorf, wo die Menschen wie auf einer Insel der Seligen friedlich und glücklich ihr Leben zu genießen scheinen – eine Art archaische Landkommune mit sinnenfrohen Sitten. Doch die engelsblonde Dorfchefin Langiva (Carice van Houten aus Operation Walküre) ist überhaupt nicht so liberal, wie sie auftritt.

Regisseur Christopher Smith (Creep, Severance) stattet den komplett in Sachsen-Anhalt gedrehten Film (die deutsche Filmförderung lässt grüßen) mit einem bewusst dokumentarischen Look aus: nervöse Handkamera, Originalschauplätze, überall Schmutz, Schweiß und Blut. Was es bedeutet, wenn das gewohnte Leben von einer unbegreiflichen und nie da gewesenen Katastrophe auf den Kopf gestellt wird, diese Erfahrung transportieren die düsteren, unter die Haut gehenden Bilder und der morbide Soundtrack von der ersten Minute an. Der Schock sitzt tief und Regisseur Christopher Smith dreht mit suggestiven Einstellungen die Spanungsschraube immer weiter zu.

Geschickt webt das Drehbuch (Dario Poloni) einen religiös-gesellschaftlichen Konflikt in das Handlungsnetz. Der bischöfliche Gesandte Ulrich ist der Vertreter eines christlichen Fanatismus, der sich unter anderem aus einer Überforderung in unsicheren Zeiten speist. Wenn sich menschliches Leid nur noch als Strafe Gottes für irgendwelche angeblichen Sünden begreifen lässt, dann bietet das Gut-böse-Schema einen unheilvollen Halt. Ulrichs liberale Gegenspielerin Langiva hat dagegen die Nase voll von fundamentalistischen Irrwegen und leidet unter den Gräueltaten, die im Namen Gottes begangen werden. Zwischen beiden hin- und hergerissen ist der junge Osmund. Eine Dreierkonstellation, die die Basis für einige anrührende schauspielerische Szenen bietet.

In seiner Kombination von Geschichtsstudie und Horrormovie bedient Black Death immer mal wieder den Kitzel des Grauens. Und da hat das Mittelalter ja einiges zu bieten: von den diversen Folterinstrumenten über die Hexenverbrennung bis hin zum Zerreißen eines Menschen zwischen zwei Pferden.

Black Death

Die Pest – im Mittelalter war das eine unvorstellbare Seuche, die in kurzer Zeit die Hälfte der Bevölkerung dahinraffen konnte. Aber solche Zahlen und abstrakte Fakten machen den Schrecken nicht wirklich greifbar, den der britische Horror-Spezialist Christopher Smith in seinem atmosphärisch überzeugenden Geschichtsepos „Black Death“ einfängt. Die packend-düstere Stimmung dient allerdings auch dazu, auf ein paar genretypische Folterszenen vorzubereiten, die wohl vor allem eingefleischte Genre-Fans ansprechen dürften.
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