Bailey - Ein Freund fürs Leben (2017)

Eine Filmkritik von Maria Engler

Dein Hund, der Wiedergänger

Hund oder Katze? Mit seinem mittlerweile dritten Film über Hunde gibt der schwedische Regisseur Lasse Hallström eine endgültige Antwort auf die bekannteste aller Kennlernfragen. Bailey – Ein Freund fürs Leben steht diesem Smalltalk-Einstieg in Sachen Oberflächlichkeit nichts nach und bietet abgesehen von niedlichen Hunden im Strudel der Reinkarnation leider nur Altbekanntes.

Bailey – Ein Freund fürs Leben streckt die Pfote nach den großen Fragen des Lebens aus. Die Frage, die die Menschheit und ihre großen Denker seit Anbeginn des intelligenten Lebens in Atem hält, macht anscheinend auch vor niedlichen Welpen nicht halt. Was ist der Sinn des Lebens? Warum sind wir hier? Die Geschichte beginnt mit einem wuselnden Haufen Welpen, dem Beginn eines jeden Hundedaseins. Der Welpe, dessen Gedankenwelt sich mithilfe einer Sprecherstimme permanent aufdrängt, wird jedoch schnell von einem Hundefänger gefasst und umgehend ins Jenseits befördert. Wenn es ein Jenseits gäbe. Als Golden Retriever und damit als eine der beliebtesten Hunderassen wiedergeboren, ist dem nun Bailey genannten Tier dieses Mal ein besseres Leben beschert. In einer amerikanischen Vorstadt der 1960er Jahre lebt Bailey ein idyllisches Leben an der Seite des kleinen Ethan. Neben regelmäßigen Ausflügen auf die Farm von Ethans Großeltern bestimmen das Erlernen zahlreicher Tricks und neckische Streiche den Alltag des Hundes. Hund und Kind bleiben unzertrennliche Freunde, bis Ethan aufs College geht und Bailey auf dem Land zurücklässt. Nach dem Ableben des mittlerweile alten Bailey dreht sich das Rad der Wiedergeburt noch einige Male und eröffnet Einblicke in das Leben als Polizei- und Familienhund, bis Bailey viele Jahre später erneut auf Ethan stößt.

Tiere haben ein großes Problem: sie können nicht sprechen. Wer Filme machen möchte, in denen Tiere eine tragende Rolle spielen, muss dieses Problem lösen. Entweder können Tiere wie in Ein Schweinchen namens Babe plötzlich sprechen und ihre Gedanken sind zu hören oder sie distanzieren sich vom gesprochenen Wort und schweigen schlicht weiter wie es ihre Natur ist. In Bailey – Ein Freund fürs Leben wurde sich unglücklicherweise für die erste Variante entschieden. In der deutschen Fassung vom Everybody’s Darling Florian David Fitz eingesprochen, ist Baileys Gedankenstimme vor allem dazu da, vollkommen Offensichtliches und bereits im Bild Gezeigtes zu wiederholen oder flache Gags zu liefern. Was für Kinder unter 6 Jahren vielleicht nötig ist, ist für alle anderen überflüssig und nervtötend. Ein Verzicht auf die Stimme hätte den Film aufgrund erhöhter Eigenleistung des Zuschauers interessanter und deutlich charmanter gemacht.

Abgesehen von der eher ungewöhnlichen Idee der Reinkarnation eines Hundes bewegt sich Bailey – Ein Freund fürs Leben hinsichtlich der Handlung und Motive leider ausschließlich auf bereits ausgetretenen Pfaden. Neben der Rahmenhandlung, die einmal mehr den uramerikanischen Geist des „Du kannst es schaffen, wenn du wirklich willst“ wiederkäut, sind auch die Settings und Figuren des Films wandelnde Klischees. Angefangen bei der klassischen amerikanischen Vorstadtfamilie mit Verwandten auf dem Land über die Geschichte eines einsamen Cops in der Großstadt bis hin zu verantwortungslosen Vertretern des White Trash mit vermülltem Garten – hier wird vor allem mit Altbekanntem hantiert. Dieser Umstand wirkt sich neben der komplett vorhersehbaren Geschichte nicht gerade günstig auf den Spannungsaufbau aus.

Aufsehen erregte Bailey – Ein Freund fürs Leben allerdings trotzdem. Mitte Januar veröffentliche TMZ ein Video, das sichtlich gestresste Tiere beim Dreh des Films zeigt. Die Tierschutzorganisation Peta rief umgehend zum Boykott des Films auf, woraufhin der Kinostart um einige Wochen nach hinten verlegt wurde. Die American Humane Association, die üblicherweise für den Tierschutz bei Filmproduktionen in den Vereinigten Staaten sorgt, wies nach einer Untersuchung des Vorfalls die Vorwürfe der Tierquälerei zurück. Wie der Umgang mit den Tieren beim Dreh zu bewerten ist, muss jeder mit seinen eigenen Moralvorstellungen ausmachen. Trotzdem macht sich beim Anschauen des Films vor allem hinsichtlich der zahlreichen Stunts ein unangenehmer Beigeschmack breit. Aber auch inhaltlich vertritt Bailey – Ein Freund fürs Leben einige diskussionswürdige Positionen. Abgesehen davon, wie die eher in Religionen wie dem Buddhismus oder Hinduismus angesiedelte Vorstellung der Reinkarnation zu dem uramerikanischen Setting des Films passt, ist die Aussage des Films irritierend: Wird Bailey nach dem unvermeidlichen Happy End, mit dem er seinen Besitzer (mit dem Charme eines Serienkillers: Dennis Quaid) endlich glücklich machen konnte, nicht mehr wiedergeboren? Ist also der Sinn eines Hundelebens das Glücklichmachen eines Menschen? Was ist dann der Sinn des Lebens einer Kuh oder eines Schweines? Das Sattmachen eines Menschen? Der Film impliziert eine vollkommene Fixierung eines Tieres auf den Menschen und gesteht ihm dabei keine Eigenmotivation zu. Das ist nicht nur zu hinterfragen, sondern auch sehr langweilig und wenig sehenswert. Was wäre, wenn der Kreislauf der Wiedergeburt mit dem Erfüllen dieses Sinnes nicht durchbrochen würde? Wird der flauschige Bailey bis in alle Ewigkeit wiedergeboren ohne die Chance auf Erlösung? Vor dieser Erklärung wird gnädig abgeblendet.
 

Bailey - Ein Freund fürs Leben (2017)

Hund oder Katze? Mit seinem mittlerweile dritten Film über Hunde gibt der schwedische Regisseur Lasse Hallström eine endgültige Antwort auf die bekannteste aller Kennlernfragen. „Bailey – Ein Freund fürs Leben“ steht diesem Smalltalk-Einstieg in Sachen Oberflächlichkeit nichts nach und bietet abgesehen von niedlichen Hunden im Strudel der Reinkarnation leider nur Altbekanntes.

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Meinungen

Sophie P. · 03.09.2022

Einer der berührendsten Filme, die ich je gesehen habe. Ich habe fast durchgehend geweint - so viele Szenenen haben mich an meine bisherigen treuen Wegbegleiter und meine individuell wunderschöne Bindung mit ihnen erinnert.
Ich kann den Film jedem Hundefreund ans Herz legen.
Von mir eine Eins - zu 100%.

Delia · 05.12.2018

Der Film ist für mich der beste, den ich je über Hunde gesehen habe. Ich war wirklich emotional berührt. Kein Hund ist bei den dreharbeiten gestorben. Wir alle müssen manchmal Opfer bringen. Auch Hunde, wenn es dazu dienen kann ihre Wertschätzung zu erhöhen. Es gibt viel viel schlimmeres.
Der Film ist voll mit Liebe, Verständnis, Spannung und Humor. Ganz toll und einzigartig.
Kein Klischee, sondern eine Wahrheit über die Verbindung zwischen Mensch und Hund.
Für mich eine eins plus.

Rieke · 01.04.2017

Hallo, mir gefällt der film vor allem an den stellen wo es um speck geht