Auf dem Weg zur Schule

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Kein Zuckerschlecken

Wie schnell wir doch vergessen, wie einfach unser Weg zur Schule war. Für die meisten trifft das jedenfalls zu. Ganz anders ist das jedoch bei Jackson, Zahira, Carlito und Samuel. Die Kinder aus Kenia, Marokko, Argentinien und Indien laufen mehrere Kilometer täglich zur Schule – vorbei an Elefanten- und Zebraherden, über steinige Gebirgspfade, durch unwegsame Flusstäler oder mit dem Pferd durch die weite Steppe. Der französische Filmregisseur Pascal Plisson hat vier verschiedene Kinder auf ihrem Schulweg begleitet. Daraus entstanden ist der wunderbare Dokumentarfilm Auf dem Weg zu Schule.
Was für uns wie ein Abenteuer klingt, ist für die Kinder Alltag. Der 11-jährige Jackson aus Kenia macht sich jeden Tag aufs Neue mit seiner Schwester auf den 15 Kilometer langen Schulweg durch die Savanne. Am Abend zuvor hat er ein Loch in den sandigen Boden gegraben, um daraus Wasser zum Waschen seiner Schuluniform zu schöpfen. Sauber und ordentlich will er aussehen und auf keinen Fall zu spät kommen. Jackson weiß, dass nicht jeder die Möglichkeit zum Lernen in der Schule hat und dass die Lust am Lernen immer größer ist als die Angst vor wilden Tieren.

Der 12-jährigen Zahira aus Marokko, dem 11-jährigen Carlito aus Argentinien und dem 13-jährigen Samuel aus Indien geht es ähnlich. Der Schulweg ist kein Zuckerschlecken. Zahira muss pro Weg ganze vier Stunden zurücklegen. Carlito reitet gefährlich steile Berghänge hinab. Samuel kann nicht laufen und wird von seinen Brüdern in einem alten Rollstuhl in die Schule gehievt. Eine Tortur, gewiss, doch scheinen es die Kinder ganz anders zu empfinden. Voller Neugier, Lebensfreude und Wissensdurst bringen sie die Kilometer hinter sich, voller Verantwortungsbewusstsein für die Zukunft ihrer Familie.

Es ist wahrhaftig nichts Neues, dass Wissen und in dem Fall der Zugang zu Wissen nicht für alle Kinder der Welt selbstverständlich ist. Darüber haben wir schon viel gesehen und gehört. Doch welche Hoffnung und Energie in den Kindern steckt, bekommt man selten zu sehen. Sie begegnen uns mit ganz viel Herzlichkeit, Offenheit und Charme, womit sie unseren Blick auf die eigene Realität schärfen. Der Schulweg der Kinder steht symbolisch für einen steinigen Lebensweg, der beschritten wird, ohne sich von Hindernissen aus der Bahn werfen zu lassen. Vielmehr mit Gleichmut und Gelassenheit den Dingen begegnen. Was die Kinder noch in sich tragen, haben wir als Erwachsene oftmals längst wieder verlernt.

Auf dem Weg zur Schule entstand wie so oft durch einen Zufall. Der Regisseur war für einen Tierfilm in Kenia unterwegs und traf dort drei junge Massai-Krieger auf dem Weg zur Schule. Dass dieser Weg zwei Stunden dauerte und voller Gefahren war, inspirierte Pascal Plisson, einen Film über dieses Thema zu drehen. Die Idee zum Film war geboren. Die Kinder zu finden war mit detektivischer Kleinarbeit verbunden. Sie sollten nicht spielen, sondern einfach nur sie selbst vor der Kamera sein. Das ist den Kids ausgesprochen gut gelungen. Fazit: Ein sehenswerter Film, der uns mal wieder aus dem Alltag hinaus in die weite Welt führt.

Auf dem Weg zur Schule

Wie schnell wir doch vergessen, wie einfach unser Weg zur Schule war. Für die meisten trifft das jedenfalls zu. Ganz anders ist das jedoch bei Jackson, Zahira, Carlito und Samuel. Die Kinder aus Kenia, Marokko, Argentinien und Indien laufen mehrere Kilometer täglich zur Schule – vorbei an Elefanten- und Zebraherden, über steinige Gebirgspfade, durch unwegsame Flusstäler oder mit dem Pferd durch die weite Steppe.
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