Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Der letzte echte Weihnachtsmann

Er ist der letzte seiner Art – und zugegebenermaßen nicht gerade das, was man sich unter dem letzten echten Weihnachtsmann vorstellt. Dennoch: Der lustige und vollkommen bartlose Niklas Julebukk (Alexander Scheer) ist die einzige Bastion des guten alten Weihnachtsfestes gegen die Kräfte der Finsternis und des Kommerzes. Alle anderen Kollegen von Julebukk wurden bereits vom sinistren Waldemar Wichteltod (Volker Lechtenbrink), seinen schwarzgewandeten Schergen und einer furchterregenden Schar überdimensionaler Nussknacker mit glühenden Augen in Eissäulen verwandelt. In letzter Sekunde gelingt Niklas gemeinsam mit den beiden Engeln Matilda und Emmanuel (Christine Urspruch und Charlie Hübner) die Flucht vor den Verfolgern auf die Erde. Doch selbstredend lassen auch dort die Häscher nicht locker, um aus dem Weihnachtsfest endgültig eine Veranstaltung zu machen, bei der es vor allem um Profit und schnöden Mammon geht. Zum Glück findet der heitere Gesell in dem malerischen Kleinstädtchen, in das es ihn verschlagen hat, zwei mutige Kinder, die ihm fortan bei seinem Kampf gegen die finsteren Mächte des Bösen zur Seite stehen. Die allerdings brauchen eine ganze Weile, bis sie begreifen, wer da leibhaftig vor ihnen steht. Denn den Weihnachtsmann haben nicht nur wir uns ganz anders vorgestellt. Und selbst dann dauert es noch einige Zeit, bis Ben (Noah Kraus) und Charlotte (Mercedes Jadea Diaz) über sich hinauswachsen und das Weihnachtsfest retten werden. Denn schließlich sind die beiden ja Kinder und haben darüber hinaus ihre ganz eigenen Probleme.
Ben beispielsweise ist neu in der Stadt und wird dementsprechend in der Schule von seinen Klassenkameraden gehänselt. Zudem hängt der familiäre Haussegen schief, weil Bens Vater (Fritz Karl) unverschuldet arbeitslos geworden ist und bei seinen Bewerbungen eine Absage nach der anderen kassiert. Wie gut, dass wenigstens die Mutter (Jessica Schwarz) mit ihrem gerade neu eröffneten Schokoladengeschäft für etwas Ausgleich sorgt – wobei der Auftakt des Ladens auch nicht gerade zur Beruhigung beiträgt. Und Charlotte, deren Mutter (Gruschenka Stevens) ihre Tochter alleine erzieht, sehnt sich nach einem Weihnachten mit ihrem Vater, der die Familie verlassen hat. Zunächst aber, das wird den beiden kleinen Helden wider Willen schnell klar, geht es zuerst einmal darum, Weihnachten zu retten. Und das erweist sich mit der Zeit als wahre Herkules-Aufgabe…

Basierend auf einem Buch der Kinderbuch-Bestsellerautorin Cornelia Funke ist Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel eine nahezu sichere Nummer in den Kinos, die mit viel jahreszeitlich passender Romantik, etwas Action, einer erbaulichen Moral, dem gekonnten Wechsel zwischen Real- und Animationselementen und süßen Kinderdarstellern durchaus punkten kann. Vor allem aber – und das ist die eigentliche Stärke des Filmes – ist Alexander Scheer, der in diesem Film als ausgeflippte, studentische Variante des gütigen und weißbebarteten Santa Claus erscheint, ein wohltuender Kontrapunkt gegen allzu viel Süßlichkeit und Klebrigkeit, die Weihnachtsgeschichten für das junge Publikum gerne anhaftet.

Was neben allem Erwartbaren und manchen kleinen Überraschungen dann doch auffällt, sind viele kleine Unstimmigkeiten innerhalb der Dramaturgie des Filmes. Da werden Spuren gelegt und Andeutungen gemacht, die Erwartungen schüren und die sich später ohne Not und erkennbare Absicht im Nichts verlieren: Wenn beispielsweise der Weihnachtswunsch von einem von Bens größten Widersachern in der Klasse thematisiert wird und Niklas explizit auf diesen Wunsch abhebt, ohne dass dies später noch von Belang wäre, dann spricht schon einiges dafür, dass hier schlichtweg etwas übersehen wurde oder dem Schnitt zum Opfer fiel. Ähnlich unstimmig verhält es sich, wenn Ben und Charlotte nur deshalb den Schritt in die gefährliche, von Wichteltod und seiner Bande beherrschten Weihnachtswelt wagen, weil die Nussknacker nur für das Aufspüren von Weihnachtsmännern ausgelegt sind. Als die unheimlichen Fußsoldaten der finsteren Macht dann doch prompt auftauchen, ohne das dies erklärt würde, wird man das Gefühl nicht los, das Drehbuch folge manchmal der Devise: „Was nicht passt, wird passend gemacht.“ Vermutlich sind dies Nachlässigkeiten, die den jungen Besuchern gar nicht auffallen werden, beim erwachsenen Begleitpublikum könnten diese Unstimmigkeiten aber schon für Irritationen sorgen.

Dank Alexander Scheer und den beiden kleinen Hauptdarstellern, die ihren teilweise recht renommierten großen Schauspielerkollegen mühelos den Rang ablaufen (was auch ein wenig an der einfallslosen und nicht immer stimmigen Figurenzeichnung der Elternteile liegt), fallen diese Schwächen nicht allzu sehr ins Gewicht und dürften zumindest bei den kleinen Kinobesuchern für zufriedene Mienen und ein gehöriges Maß an Vorfreude sorgen. Die immanente Ironie, dass ausgerechnet ein am Reißbrett konzipiertes Kinostück, das geradezu schulbuchmäßig alle Elemente eines zünftigen Weihnachtsfilmes in sich versammelt, mit einer (gleichwohl recht dezent vorgetragenen) konsumkritischen Botschaft antritt, wird ihnen zweifelsohne recht egal sein.

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Er ist der letzte seiner Art – und zugegebenermaßen nicht gerade das, was man sich unter dem letzten echten Weihnachtsmann vorstellt. Dennoch: Der lustige und vollkommen bartlose Niklas Julebukk (Alexander Scheer) ist die einzige Bastion des guten alten Weihnachtsfestes gegen die Kräfte der Finsternis und des Kommerzes.
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