Alles steht Kopf (2015)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Von innen heraus betrachtet

Was geht eigentlich genau im Kopf eines Kindes vor? Wie sieht es die Welt, wie formt sich seine Persönlichkeit, wie entstehen Erinnerungen, Assoziationen, Meinungen, Haltungen? Was im ersten Moment wie die Fragestellungen von Entwicklungspsychologen klingt, bildet bei Pixars neuem Film Alles steht Kopf die überaus spannende und charmante Grundkonstellation für ein Animationsabenteuer, wie man es bisher noch nicht gesehen hat. Und das betrifft vor allem den erzählerischen Mut, weniger die technische Umsetzung von Alles steht Kopf, dessen Ästhetik zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig ist.

Riley heißt das Mädchen, dass der Film durch die ersten Jahre seines Lebens begleitet. Wobei die Perspektive auf dieses Kind ungewöhnlich ist, denn ihr Heranwachsen sehen wir als Zuschauer von innen heraus, aus dem Hauptquartier, ihrer Seele also und ihrem Geist. Hier schaltet und waltet Joy (die Freude also) gemeinsam mit ihren Freunden Sadness, Fear, Anger und Disgust (also Traurigkeit, Angst, Wut und Ekel), wobei die mittlerweile 11-Jährige eines jener glücklichen Kinder ist, bei dem die Freude an erster Stelle steht und deshalb auch in deren Kopf das Sagen hat. Schwierig wird die Angelegenheit für Joy, als Rileys Familie von Minnesota nach San Francisco umziehen muss und das Mädchen Probleme dabei hat, sich an das neue Leben zu gewöhnen. Fortan wird der Job für Joy ziemlich stressig…

Dass Pixar mit fast jedem Film neue Maßstäbe setzt, daran hat man sich mittlerweile zwar schon gewöhnt, doch der Schritt, den das Studio mit Alles steht Kopf gegangen ist, ist allein schon deshalb ungewöhnlich, weil den kleinen Zuschauern anfangs einiges an Vorstellungsvermögen abverlangt wird. Vielleicht ist dies ja auch der Grund dafür, warum der Animationsstil eher an das Mutterunternehmen Disney als an das ausführende Studio Pixar erinnert. Joy gleicht einer Elfe, der Schaltpult in der Kommandozentrale erinnert an eine Spielkonsole und die innere Welt, in der sich der Zuschauer größtenteils bewegt, könnte genauso gut ein Bestandteil von Disneyland sein, so kindlich ist das Ganze gestaltet.

Geschickt wechselt der Film immer wieder von der Innen- in die Außenperspektive und macht so die widerstrebenden Empfindungen und Rileys zunehmend komplexes Innenleben schlüssig nachvollziehbar, so dass die kleineren Zuschauer dem eigentlich abstrakten Geschehen sehr gut folgen können. Weil der Auslöser für die Geschichte Rileys Umzug in eine neue Umgebung ist (eine Erfahrung, die vor allem in den USA sehr häufig vorkommt, die sich aber auch bei der zunehmend mobilen und flexiblen Gesellschaft in Europa und Deutschland etablieren wird), gelingt der Transfer der Geschichte auf die eigene Erlebenswelt von Kindern und die Identifikation mit Riley und ihren „inneren Freunden“ bestens. Schön ist dabei auch, dass zwar Joy das Sagen hat, aber auch die anderen, eher negativ belegten Emotionen ihre Berechtigung haben. Dass aber auch Erwachsene an Alles steht Kopf ihren Spaß haben (bei Pixar eigentlich eine Selbstverständlichkeit), macht diesen Film zu einem Musterexemplar von anspruchsvollem und unterhaltsamem Family Entertainment, das darüber hinaus zur Beschäftigung mit dem eigenen Innenleben einlädt und zudem emotional berührt. Kann man sich mehr wünschen?
 

Alles steht Kopf (2015)

Was geht eigentlich genau im Kopf eines Kindes vor? Wie sieht es die Welt, wie formt sich seine Persönlichkeit, wie entstehen Erinnerungen, Assoziationen, Meinungen, Haltungen? Was im ersten Moment wie die Fragestellungen von Entwicklungspsychologen klingt, bildet bei Pixars neuem Film „Alles steht Kopf“ die überaus spannende und charmante Grundkonstellation für ein Animationsabenteuer, wie man es bisher noch nicht gesehen hat.

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Meinungen

Toniparker007007 · 26.11.2015

Der Film hat mir sehr gut gefallen. Am besten War die Quatschmach-Insel gefallen.