Alle Jahre Wieder - Weihnachten mit den Coopers

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Familienwahnsinn zum Fest

Mit ihrem Starensemble und ihren manchmal verkrampft-albernen Turbulenzen erinnert die vom deutschen Verleih recht einfallslos betitelte Dramödie Alle Jahre wieder – Weihnachten mit den Coopers ein wenig an die Flop-Klamotte The Big Wedding, die 2013 ihr Unwesen im Kino trieb. Anstelle eines chaotischen Hochzeitsfestes lassen die Darsteller – in beiden Filmen sind Diane Keaton und Amanda Seyfried im Einsatz – hier den Heiligen Abend aus dem Ruder laufen. Obwohl Familienstress unterm Christbaum wahrlich keine neue Erfindung ist, sondern eine Idee aus der filmischen Mottenkiste, gelingt es Regisseurin Jessie Nelson, einen phasenweise unterhaltsamen Weihnachtsreigen zu entwerfen. Höhen und Tiefen wechseln sich ab, von einer Katastrophe, wie sie die US-Kritiker herbeischreiben, kann jedoch nicht die Rede sein.
Pünktlich zum Fest der Liebe steht bei den Coopers die alljährliche Familienzusammenkunft an. Charlotte (Diane Keaton) und Sam (John Goodman) wollen sich noch einmal als gute Gastgeber präsentieren, bevor sie nach den Feiertagen das Ende ihrer Ehe verkünden. Eben dies hat ihr Sohn Hank (Ed Helms) schon hinter sich. Und noch dazu steht der dreifache Vater seit kurzem ohne Arbeit da, weshalb er dem Verwandtschaftstreffen missmutig entgegenblickt. Gedanken macht sich auch seine Schwester Eleanor (Olivia Wilde), deren Singledasein wie immer schnell zur Sprache kommen wird. Um den üblichen Rückfragen aus dem Weg zu gehen, überzeugt die junge Frau kurzerhand die Flughafenbekanntschaft Joe (Jake Lacy), ihren neuen Freund zu spielen. Eleanors Großvater Bucky (Alan Arkin) ist die Lust am Weihnachtsfest vergangen, da er ausgerechnet heute erfahren muss, dass seine Lieblingskellnerin Ruby (Amanda Seyfried) die Stadt verlassen wird. Sorgen ganz anderer Art hat Buckys Tochter Emma (Marisa Tomei), die für ihre ungeliebte Schwester Charlotte kein Geld ausgeben will und daher einfach ein Schmuckstück klaut. Dummerweise fällt ihr Diebstahl auf, und so muss sie zu Officer Williams (Anthony Mackie) in den Wagen steigen.

Fangen wir mit den Problemen an: Alle Jahre wieder ist einer der Ensemblefilme, deren Handlungsstränge qualitativ enorm auseinanderdriften. Belanglos bis peinlich ist der Subplot rund um Emma, die mit dem anfangs zugeknöpften Polizeibeamten eine gefühlte Ewigkeit durch die Stadt fährt – wohin es gehen soll, weiß man nicht! – und ein platt-erbauliches Gespräch beginnt. Ähnlich rudimentär fällt die Geschichte aus, die Drehbuchautor Steven Rogers für Hank ersonnen hat. Nur kurz werden die existenziellen Ängste des geschiedenen Familienvaters angerissen. Und auch die Beziehung zu seiner Ex-Frau erschöpft sich in lieblos hingeworfenen Stichworten, weshalb am Ende bloß sein seltsames Lachen in Erinnerung bleibt. Störend ist nicht zuletzt so manche Wendung, mit der Regie und Drehbuch das Geschehen brachial in eine andere, natürlich dramatische Richtung lenken. Etwas skurril erscheint in einigen Fällen die Besetzung der Figuren. Immerhin spielt der 81-jährige Alan Arkin den Vater der 69-jährigen Diane Keaton und die 50-jährige Marisa Tomei deren nur wenige Jahre jüngere Schwester.

Wie angesichts der altbekannten Prämisse zu vermuten war, bemüht der Film an vielen Stellen den üblichen Weihnachtskitsch. Erfreulicherweise zieht Rogers dabei aber eine zusätzliche Ebene ein, die schon in den ersten Szenen eine wichtige Rolle spielt. Hier und an anderen Stellen macht sich ein mysteriöser Erzähler bemerkbar und kommentiert mit einem Augenzwinkern den Feiertagswahnsinn, das Verhalten und die gelegentlich aufblitzenden Erinnerungen der Figuren. Wer genau hinter den verschmitzten Einsichten steckt, erfahren wir erst am Schluss. Und man kommt nicht umhin, die Macher für diesen kleinen Gag zu loben. Überraschen sollte es allerdings nicht, dass die Dramödie trotz selbstironischer Einsprengsel am Ende auf ein heiter-besinnliches Familienknuddeln hinausläuft. Sentimentale Bilder, die uns aus anderen Weihnachtsfilmen bestens vertraut sind.

Auch wenn in den einzelnen Plotlines so manches Klischee bedient wird, hat Jessie Nelson eine Reihe feinfühliger Momente im Köcher, die Alle Jahre wieder vor dem Abgleiten in die Bedeutungslosigkeit bewahren. Anrührend ist etwa die eigenwillige Freundschaft zwischen dem pensionierten Witwer Bucky und der deutlich jüngeren Ruby, der glücklicherweise keine Altherrenfantasien anhaften. Für amüsante Unterhaltung sorgt auch das Geplänkel von Dauersingle Eleanor mit dem Soldaten Joe. Zwei Menschen, die eigentlich grundverschieden sind, ihre gegenseitige Anziehung aber nicht ganz verhehlen können. Dass der Ehekrach bei Charlotte und Sam keine müde Routinenummer bleibt, ist Diane Keaton und John Goodman zu verdanken, die Enttäuschung und frühere Leidenschaft glaubhaft zu vermitteln wissen.

Wer hier auf einen neuen Weihnachtsklassiker hofft, sei eindringlich gewarnt. Dafür fehlt es dem Film an Klasse und erzählerischer Raffinesse. Als leichtfüßige, moderat turbulente Einstimmung auf den verrückten Weihnachtstrubel ist Alle Jahre wieder jedoch halbwegs annehmbar.

Alle Jahre Wieder - Weihnachten mit den Coopers

Mit ihrem Starensemble und ihren manchmal verkrampft-albernen Turbulenzen erinnert die vom deutschen Verleih recht einfallslos betitelte Dramödie „Alle Jahre wieder – Weihnachten mit den Coopers“ ein wenig an die Flop-Klamotte „The Big Wedding“, die 2013 ihr Unwesen im Kino trieb.
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